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Rede Dr. Nicolas Peter, Mitglied des Vorstands der BMW AG, Finanzen, BMW Group Jahreskonferenz 2021
Wed Mar 17 09:00:00 CET 2021 Reden
Rede Dr. Peter Jahreskonferenz 2021
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Michael Ebner
BMW Group
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Author.
Michael Ebner
BMW Group
Meine Damen und Herren,
guten Morgen, ich hoffe, es geht Ihnen gut!
2020 war ein besonderes Jahr- ob nun persönlich für jeden von
uns, oder im Geschäftsumfeld. Das gilt auch für die BMW Group. Wir
haben in einem sehr volatilen Marktumfeld komplexe Situationen
erfolgreich gemanagt und damit die negativen Auswirkungen der Pandemie
auf unser Ergebnis begrenzen können. Wir haben ein angesichts dieser
Rahmenbedingungen solides Konzernergebnis erzielt. Gleichzeitig haben
wir wichtige Weichenstellungen für den langfristigen
Unternehmenserfolg vorgenommen und den Transformationsprozess sogar
noch beschleunigt.
Ein hohes Maß an Flexibilität und Agilität war eine der
Grundvoraussetzungen, um unsere angepassten Jahresziele für 2020 zu
erreichen. Das ist uns gelungen. Corona hat im abgelaufenen
Geschäftsjahr die ohnehin schon hohe Volatilität des Marktumfelds
deutlich erhöht. Sie führte im ersten Halbjahr zu historisch
einmaligen Einbrüchen in allen wichtigen Automobilmärkten. Wir haben
uns schnell an die Situation angepasst und die richtigen
Entscheidungen getroffen.
Dazu zählt die Reduktion unserer Lagerbestände sowie ein
konsequentes Kosten- und Investmanagement. Dadurch konnten wir die
Fixkosten um knapp 1 Mrd. Euro und den Invest um rund 1,7 Mrd. Euro reduzieren.
Diese Maßnahmen haben sich im zweiten Halbjahr zusammen mit der
Nutzung aller sich uns bietenden Marktchancen ausgezahlt. Die
Kundennachfrage erholte sich in den wichtigen Weltregionen deutlich.
Das zweite Halbjahr war mit mehr als 1,36 Mio. abgesetzten Fahrzeugen
das stärkste der Unternehmensgeschichte.
Dabei erwies sich die Elektromobilität als wichtiger
Wachstumstreiber. Wir konnten den Absatz elektrifizierter Fahrzeuge
auf fast 193.000 Einheiten erhöhen. Zudem hat dies einen wichtigen
Beitrag zur Erfüllung der CO-2-Grenzwerte der EU geliefert. Diese
konnten wir 2020 sogar übererfüllen.
Wir haben die Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt des Unternehmens
gestellt. Dafür steht auch unser BMW Group Bericht: Als erster
Automobilersteller im DAX führen wir ab dem Berichtsjahr 2020 den
Nachhaltigkeitsbericht mit dem Geschäftsbericht zum BMW Group Bericht zusammen.
Dieser verdeutlicht, wie sich bei der BMW Group ökonomische,
ökologische und gesellschaftliche Belange bedingen und ergänzen.
Meine Damen und Herren,
2020 war auch ein Stresstest für unsere
Transformationsfähigkeit. Wir haben unmittelbar nach Ausbruch der
Pandemie wichtige, unternehmensübergreifende Maßnahmen initiiert, um
noch schneller, effizienter, digitaler und profitabler zu werden.
Dabei kommt unserem Performance Programm eine wichtige Aufgabe
zu. Ziele unseres konzernübergreifenden Leistungs- und Kostenprogramms
sind die nachhaltige Steigerung der Profitabilität, die Verschlankung
unserer Strukturen und die Beschleunigung unserer Prozesse.
Die Digitalisierung ist in diesem Zusammenhang ein
entscheidendes Instrument. Wir nutzen sie gezielt dazu, effizienter zu
werden. Im Vertrieb haben wir beispielsweise digitale Systeme mit der
Zielsetzung etabliert, den Deckungsbeitrag auf Einzelfahrzeugebene zu
steuern und zu erhöhen.
Gleichzeitig konnten wir durch die Reduktion unserer
Verkaufsförderprogramme und die Verschlankung unserer Strukturen
unsere Vertriebskosten senken. In den kommenden Jahren wird der
Wirkungsgrad weiter erhöht.
Parallel dazu treiben wir die Reduzierung der Varianten- und
Antriebskomplexität weiter voran: Bis 2025 werden bis zu 50 Prozent
der heutigen Antriebsvarianten entfallen. Bereits in den vergangenen
Jahren haben wir unser Portfolio an Diesel- und Ottomotoren um nahezu
30% reduziert.
Sie sehen: Wir treffen konsequent Entscheidungen, um unsere
Profitabilität nachhaltig in den Zielkorridor von 8-10% zu bringen und
zu halten.
Meine Damen und Herren,
Beginnen wir mit den Kennzahlen im Konzern.
Der Umsatz im Konzern belief sich 2020 auf rund 99 Mrd. Euro.
Damit ist der Corona-bedingte Rückgang moderat.
Das Konzernergebnis vor Steuern lag bei 5,2 Mrd. Euro, die
Konzernumsatzrendite vor Steuern bei 5,3%.
Das zweite Halbjahr hat unsere Leistungsfähigkeit unterstrichen.
Unsere Produkte waren gefragt, der gute Produktmix und eine
verbesserte Preisdurchsetzung wirkten zusätzlich positiv. Der Free
Cash Flow war stark. Auf dieser Basis investieren wir in die Zukunft
und treiben insbesondere Elektrifizierung und Digitalisierung
konsequent voran.
Die Forschungs- und Entwicklungsleistungen lagen 2020 bei knapp
6,3 Mrd. Euro und damit auf Grund guten Kostenmanagements leicht unter
Vorjahr, ohne dass wir wichtige Vorleistungen gekürzt hätten. Die
F&E-Quote belief sich auf 6,3% und liegt damit auf Vorjahresniveau.
Schwerpunkte waren unter anderem die Entwicklung der fünften und
darüber hinausgehender Generationen unserer Elektroantriebe, das neue
BMW iDrive Bedienkonzept der achten Generation sowie das
hochautomatisierte Fahren.
Das Finanzergebnis verbesserte sich im Vorjahresvergleich
deutlich. Wichtiger Treiber ist das auf über 1,2 Mrd. Euro deutlich
gestiegene At-Equity-Ergebnis aus dem chinesischen Joint Venture BMW
Brilliance Automotive. Hier gingen eine gute Preisdurchsetzung und
hohes Volumen Hand in Hand. Ab April lagen die Verkaufszahlen in China
durchgehend deutlich über Vorjahr.
Auch das operative Geschäft der Your-Now-Gruppe, unserer
Mobilititätsdienstleistungen, hat sich gegenüber dem Vorjahr deutlich
verbessert. Ebenfalls positiv wirkte der Verkauf von Anteilen am
Kartendienstleister HERE.
Die Steueraufwände gingen deutlich auf 1,36 Mrd. Euro zurück.
Ursächlich ist im Wesentlichen der pandemiebedingte Ergebnisrückgang.
Die Steuerquote betrug dabei 26,1% und liegt ebenfalls unter Vorjahr.
Im Zuge unseres Transformationsprozesses treiben wir auch den
Personalumbau konsequent voran. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter ging im Berichtsjahr wie prognostiziert von 126.000 auf
120.700 Beschäftigte zurück. Wir nutzen dabei freiwillige
Vereinbarungen sowie die natürliche Fluktuation. Das Unternehmen ist
spürbar schlanker als noch vor einem Jahr.
Gleichzeitig verlieren wir auch hier die Zukunft nicht aus dem Blick.
So haben wir trotz des gesamthaften Rückgangs der Beschäftigten
auch im vergangenen Jahr gezielt in den für die Transformation
wichtigen Schlüsselbereichen aufgebaut.
Meine Damen und Herren,
Die BMW Group konnte angesichts der herausfordernden
Rahmenbedingungen ein solides Konzernergebnis erwirtschaften. Vorstand
und Aufsichtsrat schlagen der Hauptversammlung deshalb vor, den
Bilanzgewinn der BMW AG in Höhe von 1,25 Mrd. Euro zur Ausschüttung
einer Dividende von 1,90 Euro je Stammaktie und einer Dividende von
1,92 Euro je Vorzugsaktie zu verwenden. Die Ausschüttungsquote für das
Jahr 2020 beträgt 32,5%. Sie liegt damit auf Vorjahresniveau und in
unserem langfristigen Zielkorridor von 30-40%.
Die Konzernliquidität lag gegenüber Ende Dezember 2019 nahezu
unverändert bei 17,8 Mrd. Euro. Wir verfügen über ausreichende
Liquiditätsreserven, um auch bei einer erneuten Verschärfung der Lage
jederzeit handlungsfähig zu bleiben.
Die Leistungsfähigkeit unseres Liquiditätskonzeptes wurde 2020
unter Beweis gestellt. Wir hatten mit unseren diversifizierten
Finanzierungsinstrumenten zu jedem Zeitpunkt Zugang zu den
Kapitalmärkten, auch unmittelbar nach Ausbruch der Pandemie.
Zusätzlich positiv wirkte hier unser exzellentes Kreditrating.
Noch ein Wort zu unseren Pensionsverpflichtungen. Trotz der
Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Volatilität an den
Finanzmärkten konnte der Ausfinanzierungsgrad der globalen
Pensionsfonds mit 86% nahezu konstant gehalten werden.
Meine Damen und Herren,
Ich beginne nun mit dem Segment Automobile. Hier gingen die
Auslieferungen pandemiebedingt moderat auf 2,33 Mio. Fahrzeuge zurück.
Der Umsatz sank deutlich auf rund 81 Mrd. Euro.
Die EBIT-Marge des Segments betrug 2,7%. Damit liegt sie im
oberen Bereich unserer innerjährig angepassten Prognose von 0-3%.
Dabei folgte einer EBIT-Marge von 6,7% im dritten Quartal eine Marge
von 7,7% im Schlussquartal. Das ist im Segment der beste Quartalswert
seit zweieinhalb Jahren.
Neben der erholten Kundennachfrage wirkten auch der gute
Modellmix und die gestiegene Preisdurchsetzung positiv.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern liegt bei 2,2 Mrd. Euro und
damit pandemiebedingt erwartungsgemäß deutlich unter dem Vorjahr.
Meine Damen und Herren,
Kommen wir noch zum Free Cashflow im Segment. Er betrug im
vierten Quartal rund 2,8 Mrd. Euro. Im Gesamtjahr 2020 lag er bei 3,4
Mrd. Euro und damit deutlich über Vorjahr. Wesentliche Treiber waren
neben dem Vorsteuerergebnis des zweiten Halbjahres auch die Reduktion
der Vorräte und der Investitionen.
Die Vorratsbestände konnten wir dabei mit der Optimierung von
Durchlaufzeiten und strukturellen Verbesserungen in der Logistik
gegenüber 2019 um knapp 1 Mrd. Euro reduzieren.
Die Investitionen beliefen sich am Jahresende auf 3,9 Mrd. Euro.
Wir konnten sie gegenüber Vorjahr durch Priorisierung und Fokussierung
um 1,8 Mrd. Euro senken. Effizienzsteigerungen in unseren hauseigenen
Komponentenfertigungen haben ebenfalls zu dieser Reduktion beigetragen.
Der gegenüber Vorjahr deutlich erhöhte Free Cash Flow führte im
Segment auch zu einer Steigerung des Nettofinanzvermögens. Es stieg um
über 800 Mio. Euro auf 18,5 Mrd. Euro.
Meine Damen und Herren,
nun zum Segment Finanzdienstleistungen.
Auch im Geschäft mit Finanzierungs- und Leasingprodukten waren
die Auswirkungen der Pandemie spürbar.
Das Ergebnis vor Steuern lag mit 1,7 Mrd. Euro wie erwartet
deutlich unter dem Wert des Vorjahres. Dies ist auf deutlich erhöhte
Risikovorsorgen im mittleren bis hohen dreistelligen Millionenbereich
für erwartete Kredit- und Restwertverluste zurückzuführen.
2020 wurden knapp 1,85 Mio. Neuverträge im Finanzierungs- und
Leasinggeschäft mit Endkunden abgeschlossen. Damit ging die Anzahl im
Vorjahresvergleich moderat zurück.
Im zweiten Halbjahr lagen die abgeschlossenen Neuverträge
aufgrund der Markterholung auf Vorjahresniveau.
Zusätzlich profitierten wir von einer positiven Entwicklung des
Gebrauchtwagenmarktes. Daraus resultiert ein Anstieg der Erlöse aus
dem Verkauf von Leasingrückläufern. Zudem lag die Kreditverlustquote
auf einem weiterhin niedrigen Niveau.
Die Eigenkapitalrendite im Segment betrug 11,2%. Der Return on
Equity lag damit dank einer besseren Risikosituation im vierten
Quartal nur leicht unter Vorjahr.
Ich komme zum Segment Motorräder.
2020 konnte BMW Motorrad trotz Corona-Pandemie knapp 170.000
Motorräder und Scooter an Kunden ausliefern und damit das zweitbeste
Absatzergebnis aller Zeiten erzielen. Dies untermauert die
erfolgreiche Wachstumsstrategie von BMW Motorrad.
Gesamthaft lag das Ergebnis vor Steuern im Segment mit 100 Mio.
Euro wie prognostiziert deutlich unter Vorjahr. Ursächlich war auch
hier der pandemiebedingte Absatzrückgang des ersten Halbjahrs.
Positiv wirkte vor allem die Produktoffensive mit dreizehn neuen
Modellen, wie etwa der BMW R 18.
Die EBIT-Marge lag 2020 bei 4,5% und damit im oberen Drittel des
prognostizierten Korridors von 3-5%.
Meine Damen und Herren,
Wir sind aktiver Treiber des Transformationsprozesses. Auch im
Jahr 2021 investieren wir zielgerichtet und fokussiert in die
Zukunftsthemen Elektromobilität und Digitalisierung. Wir finanzieren
dies mit unserem profitablen Kerngeschäft.
Wir gehen in diesem Jahr grundsätzlich von einer positiven
Entwicklung der wichtigen Automobilmärkte aus. Dies spiegelt auch
unsere Prognose wider. Jedoch bestehen weiterhin erhebliche
Ungewissheiten. Der weitere Verlauf der Corona-Pandemie mit möglichen
mittelbaren und unmittelbaren Folgen für uns ist trotz verfügbarer
Impfstoffe unklar. Auch die Versorgungslage bei Halbleitern bleibt
sehr angespannt.
Außerdem können wir weiter steigende Rohstoffpreise nicht
ausschließen. All diese Faktoren haben potenziellen Einfluss auf die
Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage der BMW Group. Mögliche Effekte im
Zusammenhang mit dem laufenden Kartellverfahren der EU sind bei der
folgenden Prognose der wichtigsten Kennzahlen nicht berücksichtigt.
Nun zur Prognose.
Wir erwarten in diesem Jahr beim Vorsteuerergebnis des Konzerns
eine deutliche Steigerung.
Im Segment Automobile prognostizieren wir die Zahl der
Auslieferungen von Fahrzeugen der Marken BMW, MINI und Rolls-Royce
solide über dem Niveau des Vorjahres.
Die EBIT-Marge im Segment Automobile erwarten wir in einem
Korridor von 6 bis 8 % und der RoCE im Automobilgeschäft sollte daher
deutlich steigen. Dabei gehen wir vor allem in Europa im weiteren
Jahresverlauf von einer volatilen Entwicklung aus.
Für die Eigenkapitalrendite im Segment Finanzdienstleistungen
gehen wir von einem Wert im Korridor von 12 bis 15% aus.
Im Segment Motorräder prognostizieren wir bei den Auslieferungen
einen soliden Anstieg. Die EBIT-Marge wird sich im Zielkorridor von 8
bis 10% bewegen und der Segment-RoCE daher auch deutlich über dem
Vorjahr liegen.
Mit der Erweiterung der Prognose um einige der folgenden
nicht-finanziellen Kennzahlen unterstreichen wir die strategische
Bedeutung der Nachhaltigkeit und die konsequente Steuerung der ESG-Ziele.
So soll der Anteil von weiblichen Führungskräften der BMW Group
in 2021 leicht steigen.
Durch den weitergeführten Personalumbau sollen die oben
beschriebenen Ziele mit einer leicht unter dem Vorjahr liegenden
Mitarbeiterzahl erreicht werden.
Bei den CO₂-Emissionen sollten wir in der Neuwagenflotte
ausgehend von der angepassten Bezugsbasis erneut eine deutliche
Reduzierung erzielen. Dies ist auf einen deutlich steigenden Anteil
elektrifizierter Fahrzeuge sowie auf Weiterentwicklungen bei den hoch
effizienten Verbrennungsmotoren zurückzuführen.
Meine Damen und Herren,
2021 wollen wir wachsen und unsere Profitabilität steigern.
Gleichzeitig sind wir darauf vorbereitet, jederzeit schnell und
flexibel auf weitere Entwicklungen zu reagieren, die etwa aus den
beschriebenen Ungewissheiten resultieren könnten.
Wir sind stark in das Jahr gestartet. Für den weiteren
Jahresverlauf erwarten wir jedoch eine zunehmend volatilere
Entwicklung. Im Segment Automobile streben wir im Gesamtjahr dennoch
einen Free Cashflow von über 4 Mrd. Euro an.
Sie kennen die BMW Group: Wir denken und handeln stets
langfristig. Wir schaffen heute mit den richtigen Entscheidungen die
Voraussetzungen, um im Segment Automobile unser strategisches Ziel,
eine EBIT-Marge von 8-10%, nachhaltig zu erreichen. Wir sind auf dem
richtigen Kurs und blicken zuversichtlich in die Zukunft.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!