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75 Jahre BMW 328
Wed May 11 12:00:00 CEST 2011 Pressemappe
Kaum ein Fahrzeug besitzt auch 75 Jahre nach seiner Premiere noch eine so große Faszination wie der BMW 328. Der von 1936 bis 1940 gebaute BMW 328 ist ein Meilenstein der Automobilgeschichte und gilt als der erfolgreichste Sportwagen der dreißiger Jahre.
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Michael Ebner
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Michael Ebner
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Kaum ein Fahrzeug besitzt auch 75 Jahre nach seiner Premiere noch eine so große Faszination wie der BMW 328. Der von 1936 bis 1940 gebaute BMW 328 ist ein Meilenstein der Automobilgeschichte und gilt als der erfolgreichste Sportwagen der dreißiger Jahre. Agilität, Beschleunigungsvermögen, Zuverlässigkeit und ein geringes Gewicht - die Konstrukteure des BMW 328 hatten sich bei der Entwicklung auf das Wesentliche konzentriert und leiteten damit eine neue Ära ein. Denn zu einer Zeit, in der leistungsstarke Kompressor-Boliden das Renngeschehen beherrschten, war der insgesamt nur 780 Kilogramm schwere und in der Serienversion gerade einmal 80 PS starke BMW 328 Roadster eine Sensation. Und schon bei seinem Debüt auf dem Nürburgring am 14. Juni 1936 deklassierte der neue Roadster die kraftstrotzende Kompressorkonkurrenz.
Der Erfolg des BMW 328 lag in der Summe seiner konstruktiven Parameter: Konsequenter Leichtbau, ideale Gewichtsverteilung, aerodynamische Linienführung, optimale Motorisierung und eine perfekte Straßenlage durch das sorgfältig abgestimmtes Fahrwerk. Damit legte er den Grundstein für ein neues Fahrzeugverständnis, bei dem Leistung erst in Verbindung mit der optimalen Abstimmung aller Parameter und maximaler Effizienz zum Erfolg führt. Mit diesen Eigenschaften verkörperte der BMW 328 bereits damals, wofür die Marke BMW auch heute noch steht: Dynamik, Ästhetik und ein hoher Grad an Innovation.
Zunächst ab Mitte 1936 nur im Renneinsatz, begann die Serienfertigung des BMW 328 im Frühjahr 1937. Der Hochleistungssportwagen blieb jedoch nicht nur den Werksfahrern vorbehalten, denn er eignete sich neben dem Renneinsatz ebenso gut für den Alltagsbetrieb. So konnten auch Privatkunden in den Genuss des unverfälschten Roadster-Fahrgefühls aus leistungsstarker Motorisierung und perfekter Straßenlage kommen. Auf der Straße zählte er dann mit seiner Spitzengeschwindigkeit von 155 km/h zu den Schnellsten. Mit nur 464 produzierten Exemplaren gehört der BMW 328 heute zu den meistgesuchten Liebhaberstücken auf dem Sammlermarkt. Seine Faszination:Das zeitlos schöne Design eines offenen Zweisitzers, eine noch immer überzeugende Technik sowie die ihn umgebende Aura zahlloser Rennerfolge. Schließlich zählt der BMW 328 nicht nur zu den schönsten Sportwagen der Vorkriegszeit, er war in den 30er Jahren auch der erfolgreichste Sportwagen auf den Rennstrecken Europas.
Die Premiere des BMW 328.
Die Geschichte des BMW 328 beginnt
mit einem fulminanten Auftakt. Nicht bei einer Automobilausstellung
feiert man seine Premiere, sondern bei einem Automobilrennen darf
die Öffentlichkeit den BMW 328 zum ersten Mal bestaunen. Als
Premierenort wählt man das Eifelrennen auf dem
Nürburgring, als Termin den 14. Juni 1936. Zuvor bewahrt man
absolutes Stillschweigen. Nur einige Eingeweihte erfahren Ende 1935
aus einem kleinen Prospekt von der Existenz eines neuen 2-Liter
Sportwagens, der die Bezeichnung Typ 328 tragen soll. Die
Beschreibung bleibt jedoch zurückhaltend, es gibt weder
Leistungs- noch Geschwindigkeitsangaben. Auch eine Ankündigung
der Fahrzeugpremiere in der Presse gab es nicht. Der Roadster,
dessen Erscheinen die Welt des Sportwagens innerhalb von knapp zwei
Jahren revolutionieren soll, erscheint fast beiläufig, ohne
Trommelwirbel, ohne feierliche Präsentation. Er überzeugt
allein mit seinen Eigenschaften.
Anspannung am Vorabend.
Samstag, 13. Juni 1936, der Vortag der
Premiere des BMW 328. Ein geschäftiger Tag auf dem
Nürburgring klingt aus, doch die Stimmung ist angespannt: Die
Wettervorhersage für den kommenden Tag ist schlecht. Doch Ernst
Jakob Henne, der Mann mit der charakteristischen Adlernase, reagiert
gelassen: „Das sind wir am Ring ja gewöhnt. Ein Sonntag
ohne Regen ist kein richtiger Eifelsonntag.“ Er wird den neuen
Wagen fahren, hatte er doch in den Jahren zuvor bereits mit
zahlreichen Weltrekorden auf BMW Motorrädern für
Schlagzeilen gesorgt. Im Training lief sein Wagen wie ein Uhrwerk;
nichts anderes erwartet er für morgigen Tag.
Die verantwortlichen Ingenieure Rudolf Schleicher und Fritz Fiedler versuchen, ihre Nervosität nicht zu zeigen, doch es gelingt ihnen kaum. Die Anspannung ist durchaus berechtigt: Für den morgigen Sonntag steht schließlich die Premiere ihres neuen sportlichen Zweisitzers auf dem Programm, und zwar im Starterfeld eines der wichtigsten Rennens des Jahres.
Die Premiere beeindruckt.
Sonntag, 14, Juni 1936, der Tag der
Premiere. 34 Fahrzeuge sind in der Sportwagenkategorie des
Eifelrennens gemeldet, sieben davon starten in der Klasse der
2-Liter-Wagen, darunter fünf BMW. Vier davon gehören zum
Typ 319/1, von denen sich Ernst Jakob Hennes schneeweißer
Roadster jedoch auffällig unterscheidet: die Karosserie besitzt
sehr viel fließendere Formen, eine gewölbte Bugpartie mit
zwei schlanken, nierenförmigen Lufteinlässen, ähnlich
denen, die der im Frühjahr auf der Automobilausstellung in
Berlin gezeigte BMW 326 aufwies, in die Kotflügel integrierte
Scheinwerfer, eine niedrige, schräggestellte Windschutzscheibe
und ein bauchiges Rundheck. Was man nicht sehen, wohl aber den
Rundenzeiten im Training durchaus entnehmen kann: Unter der mit zwei
Lederriemen gesicherten Motorhaube scheint auch ein neuer Motor zu
arbeiten, dem Klang nach ein Sechszylinder, vielleicht 80 oder auch
90 PS stark.
Wie angekündigt, schlägt das schöne Wetter des Trainingstages am Sonntag in Regen und Nebel um. Dennoch finden 250.000 Begeisterte den Weg zur Rennstrecke und werden Zeuge des aufregendsten Rennens der Saison: Der neue BMW 328 schlägt die teils deutlich leistungsstärkere Konkurrenz um Längen und bricht außerdem den bisherigen Rundenrekord für Sportwagen auf dem Nürburgring. „Wer echten, großen Rennsport sehen wollte, mußte das Eifelrennen auf dem Nürburgring besuchen“, schreibt die Tagespresse. „Einer der eindrucksvollsten Erfolge des Tages war der Sieg des Weltrekord-Motorradmannes Ernst Jakob Henne in der Klasse der kompressorlosen Sportwagen bis zwei Liter - er durfte sogar die schnellste Zeit aller Sportwagen für sich verbuchen!“. „Unheimliches holte Henne aus seinem neuen 2-liter“, staunt auch die Motorwelt. Und: „Welch prachtvolle Beschleunigung! (...) der Sportwagen ist schneller als die gesamte Kompressor-Konkurrenz! Weit überlegen geht Henne als Sieger durchs Ziel.“
Hennes Traumrunden und mit ihm die Premiere des BMW 328 gehen in die Geschichte des Nürburgrings ein. Und nicht nur das: Der Sieg mit dem von ihm pilotierten Wagen, dessen interne Bezeichnung „Baumuster 328“ in keinem der mit so viel Begeisterung verfassten Rennberichte auftaucht, ist gleichzeitig der Beginn eines Mythos, der die Buchstaben BMW bis heute zum Synonym für sportliches Engagement machen soll.
Der Erfolg hält an.
Gleich bei seiner Premiere auf dem
Nürburgring gewinnt der BMW 328 sein erstes Rennen. Mehr als
200 weitere sollen bis in die 50er-Jahre hinein folgen – ein
für Fahrzeuge dieser Klasse bis dahin einzigartiger Erfolg.
Kaum ein anderes Modell hat die Motorsportgeschichte des
Unternehmens so nachhaltig geprägt wie der BMW 328 mit seinem
2,0 Liter-Reihensechszylinder-Motor.
Nach dem Erfolg auf dem Nürburgring macht sich BMW nun mit drei BMW 328 Prototypen an die Eroberung der Rennstrecken. Das allseits positive Echo auf den ersten Sieg des neuen BMW Sportwagens auf dem Nürburgring hat hohe Erwartungen geweckt. Nach anfänglichen Problemen unter Dauerlast auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Montlhéry beim Großen Preis von Frankreich, folgen bald weitere Bestzeiten und Siege. Bereits im August ist der englische BMW Importeur H. J. Aldington beim Schleißheimer Dreiecksrennen in einem BMW 328 der Schnellste. Auch ist es Aldington, der die BMW Verantwortlichen zu einem weiteren Auslandseinsatz drängt: Bei der Tourist Trophy in Irland treten die drei Prototypen als grün-lackierte Frazer-Nash-BMW an und triumphieren auf den drei ersten Plätzen.
Doch stets sind es die drei Vorserien-Wagen, die die ersten Rennerfolge feiern und mit wechselnden Fahrern in den Monaten nach der Premiere für erste Plätze sorgen. Private Kunden müssen noch große Geduld aufbringen, bis sie den BMW 328 erwerben können, denn die Produktion kommt nur zögerlich in Gang. Erst ab Ende April 1937 können die ersten Auslieferungen erfolgen. So dauert es seit Hennes Debüt genau ein Jahr, bis die privaten Besitzer eines BMW 328 die Chance erhalten, diesen auch im Renneinsatz zu testen. Als schließlich die ersten Kunden ihre lang ersehnten BMW 328 in Empfang nehmen, lässt sich der Verlauf der Rennsaison voraussehen. So stehen beispielsweise beim Eifelrennen 1937 schon neun BMW 328 am Start, die den Sieg unter sich ausmachen. In den folgenden Jahren gibt es nur wenige zögerliche Versuche, mit anderen Fahrzeugen gegen die schnellen BMW anzutreten.
Auch aus den entfernteren Winkeln ganz Europas kommen Siegesmeldungen nach München. Es sind aber nicht nur die Klassensiege, die der Wagen so mühelos erringt, auch gegen weit stärkere Konkurrenz kann er sich behaupten. Und so verbucht der kleine 2-Liter Sportwagen viele Gesamtsiege gegen einstmals überlegene Gegner auf seinem Konto. Der Wettbewerb mit Sportwagen erfährt eine neue Definition, denn die 2-Liter-Klasse hat mit dem BMW 328 einen starken Herausforderer erhalten.
Die Entwicklung des BMW 328.
Als in den frühen 1930er
Jahren die Grundlagen für den Bau des BMW 328 geschaffen
werden, ahnen seine Väter Rudolf Schleicher und Fritz Fiedler
noch nicht, welche Bedeutung der Sportzweisitzer einmal erlangen
soll: Dieser Roadster mit seinem leistungsstarken
Zweiliter-Sechszylindermotor gilt noch Jahrzehnte später als
der schönste und zugleich erfolgreichste Sportwagen seiner
Zeit. Die Konstrukteure Schleicher und Fiedler sind die
Idealbesetzung für dieses Projekt. Beide verfügen neben
tiefen Kenntnissen in vielen Bereichen des Automobilbaus über
langjährige Erfahrung, Ideenreichtum und vor allem Ehrgeiz. Sie
ergänzen sich optimal: Während Schleicher vor allem
Motorenexperte ist, besitzt Fiedler besondere Expertise in der Fahrzeugkonstruktion.
Mit dem BMW 328 entwickeln sie einen kultivierten Sportwagen, dessen Qualitäten eine der Grundlagen für weiterführende Entwicklungen in den nachfolgenden Jahrzehnten darstellen wird. Die erfolgreichen ersten Renneinsätze werden von Versuchsträgern bestritten, die unter einfachsten Bedingungen entwickelt werden. Vollzieht sich die Entstehung eines neuen Automodells heute in einem millionenschweren, mehrjährigen Prozess, in dem Hunderte von Ingenieuren und Designern, die unter den Auflagen strengster Geheimhaltung in den Entwicklungszentren und Designstudios arbeiten, entwickelt man den BMW 328 in kürzester Zeit, unter geringstem materiellen und personellen Aufwand. Als Rudolf Schleicher und Fritz Fiedler den BMW 328 schaffen, gibt es bei BMW weder eine Marktforschung, eine Designabteilung noch einen Windkanal, geschweige denn elektronische Hilfsmittel, wie sie heute üblich sind. Die Konstrukteure stehen am Reißbrett oder in der Versuchswerkstatt und lassen ihre Ideen durch ihre Hände Gestalt annehmen. Dass ein derart erfolgreiches Fahrzeug unter diesen Rahmenbedingungen entstehen konnte, zeigt eindrucksvoll die hohe Leistung der Konstrukteure: Der BMW 328 ist ein Meisterstück der Ingenieurskunst. Das Besondere des BMW 328 liegt in der Harmonie des Gesamtkonzepts. Der Sportwagen ist zu seinerzeit weder über die Maßen innovativ, noch besonders leistungsstark – aber in Kombination summieren sich die einzelnen Komponenten Antrieb, Karosserie und Fahrwerk zu einem überlegenen Gesamtkonzept, das bis heute durch seine Stimmigkeit überzeugt.
Der Antrieb – Gutes noch besser machen.
Der BMW 328
entsteht zwar auf der Grundlage des BMW 319/1, doch nicht nur
äußerlich unterscheidet sich der BMW 328 von ihm
erheblich. Auch die Summe der technischen Eigenschaften des neuen
Sportwagens lassen den BMW 319/1 im direkten Vergleich „alt
aussehen“. Da die Mittel für eine völlige
Neukonstruktion fehlen, wird der 50 PS starke Motor vom BMW 326
übernommen und modifiziert. Der Zweiliter-Graugussblock
erhält einen neuen Zylinderkopf aus einer Aluminiumlegierung
mit V-förmig angeordneten Ventilen. Die Ventilsteuerung erfolgt
von der seitlichen Nockenwelle aus über Umlenkhebel auf der
Ansaugseite und quer liegende Stoßstangen. Mit dieser
wirkungsvollen Modifizierung erzielt der Motor nun 80 PS bei 4500 Umdrehungen..
Erkenntnisse aus dem Rennsport für die Serie.
Schon nach
den ersten Einsätzen der drei BMW 328 Prototypen auf der
Rennstrecke wird den Konstrukteuren Fiedler und Schleicher klar,
dass sowohl für die Serie als auch für die Verwendung im
Renngeschehen weitere Entwicklungsarbeiten notwendig sein werden.
Zunächst versuchen sie, die Schwachstellen, die sich beim
Hochgeschwindigkeitsrennen in Montlhéry nachhaltig bemerkbar
gemacht haben, auszumerzen. Gleichzeitig richten sie eine
Rennabteilung für den professionellen Wettbewerbseinsatz des
BMW 328 ein. Diese Abteilung sorgt außerdem dafür, dass
die im Rennen gewonnenen Erkenntnisse in die Serienentwicklung und
in die Produktion auch über den BMW 328 hinaus miteinfließen.
Aufgrund der in den Rennen gewonnenen Erkenntnisse erhält der
Serien-BMW 328 beispielsweise verstärkte Getriebe und
Hinterachsen. Außerdem baut man dem 1940 zur Mille Miglia
eingesetzten Rennmotoren verstärkte Kurbelwellen ein, die neun
Gegengewichte aufweisen, darunter ein verstärktes
Mittelgewicht, das die Gefahr des Durchbiegens eliminiert. Mit
diesen Wellen und etlichen weiteren Maßnahmen, vor allem im
Bereich der Ventilsteuerung, gelingt es, die Rennmotoren bis 6000
pro Minute drehzahlfest zu machen. Damit liegen die auf dem
Prüfstand ermittelten Leistungen bei 136 PS. Auch von diesen
Erkenntnissen profitiert die Serie: Die Erfahrungen mit den
Rennkurbelwellen schlagen sich zum Beispiel in der
Motorenentwicklung für den ersten BMW der Nachkriegszeit, den
Typ 501, nieder - dessen Kurbelwelle ebenfalls neun Gegengewichte bekommt.
Karosserie - Leichtbau als Konstruktionsprinzip.
Doch nicht
nur der modifizierte Antrieb setzt überzeugende Akzente, der
BMW 328 besitzt zudem eine Straßenlage, die zu seiner
Zeit als einzigartig gilt. Die hervorragenden Eigenschaften des BMW
328, die mit ihm zu erzielenden hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten
und sein hervorragendes Handling resultieren aus einem
Konstruktionsprinzip, das mit dem Modell 303 eingeführt worden
war: dem Leichtbau. Seit Beginn der 1930er Jahre prägt BMW
diesen Begriff wie kaum ein anderer Automobilhersteller. Das
innovative Konstruktionsprinzip beruht einerseits auf der Verwendung
von Materialien mit möglichst geringem spezifischem Gewicht, wo
immer dies konstruktionsbedingt möglich ist. Zum anderen wenden
die Konstrukteure hier modernste Erkenntnisse aus dem Chassis- und
Karosseriebau an, die von konventionellen Mustern abweichen.
Einen bedeutenden Beitrag zum niedrigen Fahrzeuggewicht des BMW 328 von nur 780 Kilogramm leistet der von BMW patentierte Rohrrahmen, eine Entwicklung des Ingenieurs Fritz Fiedler. Dieser Rahmen besteht aus zwei Längsrohren runden Querschnitts, die bei den Hinterrädern beginnend nach vorne A-förmig auf die Breite des Motors zusammen laufen und durch rechteckige Profile verbunden sind. Der leichte und stabile Rahmen nimmt die Vorderradaufhängung mit unteren Querlenkern und einer oberen Querfeder auf, die starre Hinterachse verfügt über halbelliptische Längsblattfedern.
Nach hinten, zu den Stellen geringerer Biegemomente hin, verjüngen sich die Rohrquerschnitte. Dies hat zum einen ein erheblich geringeres Gewicht zur Folge. Darüber hinaus führt die besondere Form der Rohre zu einer besseren Biege- und Torsionssteifigkeit, und damit zu einem besseren und direkteren Fahrverhalten. Damit weist ein Chassis mit Rohrrahmen gegenüber den damals üblichen schweren U-Profilrahmen enorme Vorteile auf.
Viele Automobilisten sind damals jedoch der Ansicht, ein schwerer Wagen sei sicherer und auch besser zu beherrschen als ein leichter. Immer wieder heißt es, dass das Fahrzeug nur bei einem hohen Gewicht „wie ein Brett auf der Fahrbahn“ liege, also eine gute Straßenlage besitzt. BMW Fachleute weisen jedoch darauf hin, dass die Straßenlage in direktem Zusammenhang mit der Fliehkraft stehe, und die sei massenabhängig: Je größer die Masse, desto größer die Flieh- oder auch Zentrifugalkraft. Zudem beeinflussen größere Massenkräfte auch alle anderen federnden und drehenden Teile des Wagens. Ein größeres Eigengewicht erfordert eine wesentlich höhere Leistung zum Fortbewegen der Totlast, außerdem beansprucht das hohe Eigengewicht die Triebwerksteile deutlich stärker. Ein geringes Gewicht bietet daher gleich mehrere Vorteile. Folglich hält BMW am Prinzip des Leichtbaus fest und überträgt mit dem BMW 328 die Prinzipien dieses bis heute gültigen Konstruktionsprinzips konsequent in die Serienfertigung seiner Automobile.
Serienanlauf.
1936 nur als Rennsportfahrzeug eingesetzt,
beginnt ein Jahr später die Serienfertigung des BMW 328. Der
Sportwagen sei aber nicht nur ein Fahrzeug für
Wettbewerbsveranstaltungen, sondern ein leistungsstarkes
Gebrauchsfahrzeug für Reise und Sport, heißt es in der
Werbung. Eine Werbe- und Pressearbeit in der Art, wie man sie heute
zugunsten eines Sportwagens für Straße und Reise leisten
würde, gab es für den BMW 328 jedoch nicht. Im
Frühjahr 1938 liefern die Bayerischen Motoren bereits den
zweihundertsten BMW 328 aus. Insgesamt werden bis ins Jahr 1940
jedoch nur 464 Exemplare des heute begehrten Klassikers produziert.
Die Anlaufkosten für den BMW 328 beliefen sich auf insgesamt 445.000 Mark. Das war eine verhältnismäßig bescheidene Summe, beliefen sich die Kosten für die Entstehung des BMW 320 beispielsweise sich auf 1,4 Millionen, bei der BMW 326 Limousine sogar auf 2,3 Millionen Mark.
Ausstattung.
Um sich in einen BMW 328 zu setzen, muss man
zunächst hinein greifen, denn die Türen besitzen
außen keine Griffe - man öffnet sie von innen. Nimmt man
dann auf dem Fahrersitz Platz erblickt man das gut ablesbare
Instrumentarium: links der Drehzahlmesser, rechts daneben
sitzt ein bis 180 km/h reichender Tachometer gleichen Durchmessers.
Zudem informieren drei kleinere Instrumente über den
Tankinhalt, Öldruck und die Wassertemperatur. Die üblichen
Knöpfe und Schalter für die Anlasserbetätigung, das
Licht, den Choke und den Winker vervollständigen das
Armaturenbrett. Zur Serienausstattung gehören außerdem
ein Handschuhfach mit Deckel, Taschen in den Türen und ein
umfangreiches Bordwerkzeug. In der Mitte des schwarzen,
dreispeichigen Lenkrades sitzt sich der Knopf für die beiden
hinter dem Gitter der Doppelniere montierten Boschhörner.
Für den Fall einer leergefahrenen Batterie weist die
Kühlerhaube unterhalb des Doppelnieren-Grills ein Loch für
die Andrehkurbel auf – damals eine
Selbstverständlichkeit. Das Reserverad ruht in einer Mulde auf
dem Heck.
Lediglich die ersten drei Prototypen hatten keine Türen, ebensowenig eine Halterung oder eine Mulde für das Ersatzrad auf dem Heck. Die Windschutzscheibe ist bei ihnen niedrig und einteilig. In der späteren Serienversion dagegen besteht sie aus zwei V-förmig angewinkelten Hälften, die einzeln umlegbar sind und je einen Scheibenwischer aufweisen. Zudem verfügt der BMW 328 in der Serie über patentierte Zentralverschluß-Scheibenräder von Kronprinz mit Reifen der Dimension 5.25x16. Dahinter sorgt eine hydraulische Bremsanlage mit Trommeln von 280 mm Durchmesser für zeitgemäße Verzögerungswerte.
Als besonders sportliches Merkmal ziehen zwei Lederriemen über die Motorhaube. Diese Riemen aus hellbraunem Rindsleder und mit einem Bügelverschluß befestigt stellen ebenso wie die klassische Doppelniere des Kühlergrills ein wichtiges Stilelement des BMW 328 dar.
Die Abteilung „Künstlerische
Gestaltung“.
Neben der Technik weiß auch das
Äußere des BMW 328 zu überzeugen, gilt er auch heute
noch als einer der schönsten Sportwagen der 1930er Jahre. Das
kommt nicht von ungefähr, denn neben den technischen Aspekten
der Fahrzeugentwicklung trägt man bei BMW seit den
dreißiger Jahren auch der ästhetischen Komponente in
besonderem Maße Rechnung. 1934 hatte man die gesamte
Fahrzeugentwicklung unter Fritz Fiedler in Eisenach angesiedelt.
Dort besteht sie zunächst aus nur zwanzig Mitarbeitern, doch
schnell vergrößert sich die Abteilung. Zur
Verstärkung des Teams kommt am 1. Oktober 1936 Wilhelm Kaiser
als Karosseriefachmann nach Eisenach. Zu seinen Aufgaben gehört
die Erstellung von Aufbauzeichnungen für den 328. Ausgehend von
den in Handarbeit erstellten Prototypen entwirft er eine
Karosserieform, die sich einerseits der weichen und fließenden
Stilelemente des neuen 326 bedient und zudem mit relativ einfachen
Mitteln aus vorgepressten Teilen zu montieren ist. Form und Funktion
finden so im BMW 328 harmonisch zusammen.
Der BMW 328 ist wie eine Initialzündung. Mit der 1937 erfolgten Verlegung der Wagenentwicklung nach München übernimmt Kaiser das Karosserie-Entwicklungs- und Konstruktionsbüro in München-Milbertshofen. Schon bald zeigt sich, dass diese Abteilung für künftige Aufgaben zu schwach besetzt ist und so gründet man am 1. September 1938 die neue Abteilung „Künstlerische Gestaltung", die Fritz Fiedler direkt untersteht. In München entsteht damit ein modernes Designstudio, in welchem man nach amerikanischen Vorbildern mit Plastilinmodellen arbeitet. Hier nehmen die Ideen der Konstrukteure Gestalt an, die Entwürfe werden wie auch heute Lebensgröße sichtbar gemacht und so lange verfeinert bis ein emotionales Kunstwerk entstanden ist.
Das „Designteam“ ist in den nachfolgenden zweieinhalb
Jahren außerdem für die Konzeption aller geplanten und in
der Entwicklung befindlichen Wagenbaumuster verantwortlich, etwa
für die Modelle 330, 335, 332, die
Mille-Miglia-Roadster
und die Kamm-Rennlimousine.
Stärker, schneller, leichter – die verschiedenen
Rennkarosserieformen des BMW 328.
Seit seinem Debut beim
Eifelrennen 1936 erobert der BMW 328 in kürzester Zeit die
Rennstrecken Europas. Für die Ingenieure in München ist
dies jedoch kein Grund, sich auszuruhen. Mit Hochdruck arbeitet man
an der Erhöhung der Motorleistung von ursprünglich 80 PS.
Bei den Wettbewerbsmotoren erreicht man schließlich ca. 110
PS, eine nennenswerte Steigerung ist jedoch nicht mehr zu erwarten.
Auch das Gewicht des serienmäßig ohnehin leichten Wagens
lässt sich kaum noch verringern. Eine höhere
Geschwindigkeit scheint zu diesem Zeitpunkt nur noch durch eine
Verringerung des Luftwiderstandes möglich. Die rundliche Form
des BMW 328 mit den akzentuierten Kotflügeln ist zwar in
konstruktiver wie gestalterischer Hinsicht ein Meisterstück,
strömungstechnisch jedoch noch nicht ideal. Die BMW Techniker
wollen deshalb eine völlig neue Karosserie entwerfen, die den
aktuellen Erkenntnissen der Aerodynamik-Forschung Rechnung tragen soll.
BMW 328 Touring Coupé.
Schon 1938 hatte die Konkurrenz
bei den Rennen in Le Mans und bei der Mille Miglia gezeigt, dass
schwächer motorisierte Fahrzeuge durch leichte,
windschlüpfrige Aufbauten enorm hohe Geschwindigkeiten erzielen
können. Da offene Wagen aerodynamisch weniger effektiv sind als
geschlossene, entscheidet man sich nun auch bei BMW Ende 1938
für den Bau einer geschlossenen Rennlimousine auf Basis des BMW
328 Roadster. Erste Versuche bringen nicht den gewünschten
Erfolg und gleichzeitig wird der Zeitdruck immer größer,
denn italienische und deutsche Sportbehörden hatten sich im
gleichen Jahr darauf verständigt, auf den Autobahnen zwischen
Berlin und Rom ein Rennen auszutragen. BMW gilt dabei als gesetzter
Teilnehmer. Zwar wird das Rennen immer wieder verschoben, aber auch
später, bei der Mille Miglia und in Le Mans, soll BMW die
deutschen Farben würdig vertreten. Die Rennsportabteilung
wendet sich deshalb an die italienischen Karosseriebauer bei der
Mailänder „Carrozzeria Touring“, ob ein
Stromlinienwagen zum Saisonstart 1939 fertig sein könne. Die
Mailänder willigen sofort ein, hatten sie doch schon für
Alfa Romeo ein ähnliches Projekt umgesetzt. Zum ersten Mal geht
das Coupé auf BMW 328 Basis mit Prinz Max zu
Schaumburg-Lippe, dem damaligen Führer der NSKK-Mannschaft
(Nationalsozialistisches Kraftfahrer-Korps), in Le Mans 1939 an den
Start. Das nur 780 kg leichte
„Superleggera-Coupé“ gewinnt die Zweiliterklasse
überlegen mit einem Schnitt von über 130 km/h. Dies
bedeutet trotz deutlich höher motorisierter Konkurrenz sogar
Platz fünf im Gesamtklassement und lässt für die
Mille Miglia im Jahr 1940 hoffen. Die BMW Automobile sind auf dem
besten Weg, den im Motorsport so erfolgreichen Motorrädern
nachzueifern. 1940 entstehen daraufhin gleich mehrere neue BMW 328
für den Renneinsatz, drei Roadster und erstmals auch eine
eigene geschlossene Rennlimousine, das so genannte Kamm-Coupé.
BMW 328 Kamm–Coupé.
Der Erfolg des Touring
Coupé spornt die Münchner Konstrukteure an, eine eigene
geschlossene Version des BMW 328 zu fertigen. In der neu
geschaffenen Abteilung „Künstlerische Gestaltung“
unter der Leitung von Wilhelm Meyerhuber entwirft man eine neue
Stromlinienkarosserie. Der völlig neu konstruierte
Gitterrohrrahmen ist aus Elektron (Magnesium) gefertigt und wiegt
nur 30 Kilogramm, eine Außenhaut aus Aluminium sorgt für
die strömungsgünstige Hülle. Dabei werden die von
Professor Wunibald Kamm im Windkanal erprobten Vorgaben konsequent
umgesetzt. So liegt der Cw-Wert mit ca. 0,25 (gemessen an einem
Modell) deutlich unter dem des Touring-Coupés mit ca. 0,35.
Auf der Autobahn zwischen München und Salzburg kann das „Kamm-Coupé“ zum ersten Mal sein Leistungsvermögen unter Beweis stellen. Mit über 230 km/h ist es der bis dahin schnellste BMW. Durch den Kriegsausbruch bleibt aber zunächst völlig offen, ob er jemals die Chance bekommt, seine Stärken auch zu zeigen. Schließlich kommt das Kamm-Coupé 1940 bei der Mille Miglia zum Einsatz.
In den Wirren der frühen Nachkriegszeit, verliert sich jedoch
zunächst die Spur des Wagens, später erfährt man,
dass er verschrottet wurde. 2010 lässt
BMW Classic ihn
jedoch neu aufbauen und erweckt damit nicht nur einen wichtigen
Meilenstein in der Motorsportgeschichte, sondern auch in der
Geschichte der Fahrzeugaerodynamik wieder zum Leben.
Die BMW 328 Mille Miglia Roadster.
Für die Mille Miglia
im Frühjahr 1940 sollen jedoch nicht nur die beiden
geschlossenen Wagen nach Italien fahren. Auch drei offene Zweisitzer
sind für den Start in Brescia vorgesehen, denn Meyerhuber
gelingt es, die Stromlinie auch auf den Roadster zu übertragen.
Die schlanken und schwungvollen Entwürfe für den
Stromlinien-Roadster vermitteln schon im Stand den Eindruck von
Dynamik und Geschwindigkeit. Auch hier fertigt man Modelle an und
unterzieht sie intensiven Versuchen im Stuttgarter Windkanal. Im
Herbst 1939 setzt man schließlich dem serienmäßigen
Fahrgestell des einstigen Mille Miglia Klassensiegers vom Vorjahr
einen Gitterrohrrahmen auf, der mit einer dünnen Aluminiumhaut
überzogen wird. Aufgrund seiner markanten Kanten in den
Kotflügeln erhält der Wagen schnell den Beinamen
„Bügelfalten-Roadster“. Wiederum gelingt es, die
Motorleistung abermals zu steigern. Sie beläuft sich nun auf
Werte von 95 kW (130 PS) bei 1971 cm3 in den Roadstern und bis zu
100 kW (136 PS) bei der Kamm-Rennlimousine – für diese
Zeit sensationelle Werte.
Dem Münchner Rennfahrer Uli Richter fällt die Aufgabe zu, den fertigen Wagen bei eisiger Kälte über die Autobahnen im Münchner Umland zu hetzen, um die optimale Abstimmung zu finden. Doch der Stromlinienroadster bedarf nur minimaler Verbesserungen. Zwei weitere Gitterrohrrahmen sind bereits auf neue Fahrgestelle montiert, da gerät man in München in Zeitnot. Die Karosserieabteilung ist personell zu schwach besetzt und man befürchtet, die zwei Fahrzeuge nicht rechtzeitig bis zum Frühjahr fertig stellen zu können. Also lässt man wieder die guten Beziehungen nach Mailand spielen und bringt die zwei halbfertigen Rennwägen zu Touring. Für die routinierten italienischen Karosseriebauer ist es kein Problem, die Fahrzeuge in kürzester Zeit zu komplettieren.
Der BMW 328 und die Mille Miglia.
Die Mille Miglia ist das seinerzeit längste Straßenrennen der Welt und führt von Brescia über Cremona, Piacenza, Bologna, Florenz und Siena nach Rom. Zurück nach Brescia geht es via Perugia, Ancona, Bologna, Ferrara und Venedig. Das Straßenrennen über 1000 Meilen, also 1600 Kilometer nonstop über die italienischen Land und Stadtstraßen, gilt von Beginn an als eine der größten Herausforderung für Rennfahrer und ihre Autos. Wer bei der Mille Miglia bestehen kann, hat damit den Beweis erbracht, nicht nur im Motorsport, sondern überhaupt im Automobilbau konkurrenzfähig zu sein.
Das erste Mal dabei.
1938 stellt die für Anfang April
angesetzte Mille Miglia den Auftakt der kontinental
europäischen Rennveranstaltungen dar. Die großen Alfa
Romeo gelten in diesem Jahr als Favoriten.
Erwartungsgemäß erringt das Alfa-Team um die Italiener
Biondetti/ Stefani den Gesamtsieg mit einem Schnitt von 133,391
km/h. Die große Überraschung soll aber noch folgen. Denn
bereits als achter im Gesamtklassement und als Sieger der 2-Liter
Klasse folgt das Team der englischen Fahrer Fane/Williams auf einem
BMW 328, das einen Großteil der größeren
Kompressorwagen abgehängt hatte. Die anderen BMW 328 auf den
Plätze zehn, elf und zwölf im Gesamtklassement
komplettieren den Erfolg und sichern sich in ihrer Klasse die
Plätze 2, 3 und 4. Außerdem gewinnen sie die
Mannschaftspreise für Gleichmäßigkeit und die besten
ausländischen Starter.
Damit hatte der BMW 328 bewiesen, dass er in der Lage ist, ein enorm hohes Tempo auch über lange Distanzen klaglos durchzustehen. Die hohe Leistung des Wagens in Verbindung mit der perfekten Straßenlage hatte gezeigt, dass es auch möglich ist, weitaus stärkere Konkurrenten zu besiegen. Für BMW bedeutet dieser Erfolg den internationalen Durchbruch auf den Rennstrecken Europas.
Die Mille Miglia 1940 – die größte Triumph des BMW
328.
Aufgrund der politischen Situation finden in den Jahren
1939 und 1940 nur wenige Rennen statt. Eines davon ist die Mille
Miglia im Jahr 1940. Sie führt noch immer über 1000
Meilen, jedoch nicht mehr auf der klassischen Strecke nach Rom und
zurück, sondern auf einem 167 Kilometer langen Dreieckskurs
zwischen Brescia, Cremona und Mantua, der neunmal umrundet werden
muss. BMW nimmt sich viel vor und geht mit fünf kompromisslosen
Renn-BMW 328 an den Start: neben drei Roadstern ergänzen mit
dem Touring Coupé und dem Kamm-Coupé erstmals auch
zwei geschlossene Versionen des BMW 328 die Starterfamilie. Die
hochgezüchteten Motoren der fünf Mille-Miglia-Wagen
leisten zwischen 130 und 136 PS und sind gut für Spitzentempi
von 200 bis 220 km/h.
Zwar konnte der BWM 328 Roadster 1938 schon die Zwei-Liter-Klasse der Mille Miglia gewinnen, doch der große Triumph für BMW folgt 1940. Als das Rennen für die 2-Liter-Wagen um 6:40 Uhr am 28. April 1940 gestartet wird, geht Huschke v. Hanstein am Steuer des Touring Coupés in Führung und gibt sie über die gesamten 1503 Kilometer nicht mehr ab. Nach acht Stunden, 54 Minuten und 46 Sekunden wird der Wagen mit der Startnummer 70 als Sieger abgewinkt. Von Hanstein und sein Beifahrer Bäumer erringen in gemeinsamer Fahrt nicht nur den Klassensieg, mit einem Durchschnittstempo von 166,723 km/h holen sie auch den Gesamtsieg und erreichen mit 174,102 km/h außerdem den schnellsten Rundendurchschnitt. Kein anderer Mille-Miglia-Sieger – weder zuvor noch danach – war jemals so schnell unterwegs wie der „Rennbaron“ mit seinem BMW 328 Mille Miglia Coupé mit Touring-Karosserie.
Das enttäuschte italienische Publikum muss über eine Viertelstunde auf den zweitplatzierten Alfa Romeo von Farina/Mambelli warten. Dritte werden Adolf Brudes und Ralph Roese auf einem der drei BMW Stromlinienroadster. Die weiteren BMW Starter belegen die Plätze fünf und sechs. Nur das Kamm-Coupé ist mit Motorproblemen ausgeschieden. Davor hatte es aber lange Zeit dicht hinter dem Touring Coupé mit Huschke von Hanstein gelegen und hätte ihm den Sieg möglicherweise streitig machen können. Durch die hervorragenden Platzierungen der BMW geht nicht nur die Gesamtwertung sondern auch der Mannschaftspreis nach München. Mit dem Sieg bei der Mille Miglia 1940 krönt BMW seine bisherige Erfolgsgeschichte im Motorsport.
Der BMW 328 in der Nachkriegszeit.
Noch bis in die
1950er-Jahre hinein ist der BMW 328 im internationalen Rennsport
erfolgreich. Er gehört damit zu den erfolgreichsten
Wettbewerbsfahrzeugen in der langen Motorsport-Historie von BMW.
Zwar finden Autorennen im Nachkriegsdeutschland nur vereinzelt
statt, doch wenn sie ausgetragen werden, stehen vor allem mehrere
BMW 328 im Starterfeld. Zahlreiche Fahrer haben ihren eigenen Wagen
aerodynamisch und antriebstechnisch modifiziert, manche
beschäftigen sogar eigene Mechanikerteams. So sind es vor allem
Privatfahrer, die nun auch als Konstrukteure die Rennszene beleben
und mit viel Phantasie und Improvisationskunst entstandene Fahrzeuge
an den Start bringen.Auch mehr als zehn Jahre nach Einführung,
bis in die 1950er Jahre dominieren der
BMW 328 und seine
Abkömmlinge verschiedener Karosseriebauer die Rennstrecken in
der Zweiliter-Klasse.
Der BMW 328 heute.
Von den 464 Exemplaren gebauten Exemplaren
existieren weltweit ungefähr noch knapp 200, davon in
Deutschland ca. 120. Viele davon sind auch heute noch bei
historischen Wettfahrten im Einsatz. Auch BMW Classic bringt die in
der eigenen Sammlung befindlichen Fahrzeuge regelmäßig an
den Start – oftmals mit prominenten Fahrern am Lenkrad. So
startet im Jahre 2003 der schwedische König Carl XVI Gustav
gemeinsam mit Leopold Prinz von Bayern auf einem BMW 328 Touring
Roadster bei der als Gleichmäßigkeitsfahrt ausgetragenen
Neuauflage der Mille Miglia.
Zu den mehr als 200 Rennsiegen, die bis in die 1950er Jahre mit dem
BMW 328 erzielt wurden, kommt 2004 ein ganz besonderer Erfolg
hinzu: der BMW 328 schreibt ein zweites Mal Mille-Miglia-Geschichte.
Mit dem Siegerfahrzeug von 1940, dem BMW 328 Touring Coupé,
gelingt Giuliano Cané mit seiner Beifahrerin und Ehefrau
Lucia Galliani das Kunststück, die Mille Miglia auch unter dem
neuen Reglement zu gewinnen. Damit ist das BMW 328 Touring
Coupé erste Automobil überhaupt, das nach der
klassischen Wettfahrt auch die historische Neuauflage der Mille
Miglia gewinnt.
2010 kann das BMW 328 Touring Coupé genau 70 Jahre nach seinem Sieg bei der Mille Miglia 1940 das Kunststück sogar nochmals wiederholen. Wieder steuern Giuliano Cané und Lucia Galliani das Coupé souverän durch die zahlreichen Wertungsprüfungen und meistern die 1000 Meilen durch Italien ohne technische Probleme. Den BMW Erfolg komplettieren Enzo Ciravolo und Maria Leitner als Dritte auf einem Serien BMW 328 – wieder eine Parallele zur Mille Miglia vor 70 Jahren: auch damals belegte ein BMW den dritten Platz.
Wie leistungsfähig die Autos von 1940 heute immer noch sind, zeigt schon die Anreise zu diesem Ereignis. Nicht auf Renntransportern kommen die Fahrzeuge nach Italien, sondern sie fahren wie vor 70 Jahren auf eigener Achse von München nach Brescia. Das besondere dabei: Die Fahrzeuge erreichen das Ziel mit einer einzigen Tankfüllung. Auch damals waren die Motoren nicht nur leistungsstark sondern auch effizient. Und auch das Wetter kann Fahrzeugen und Fahrern bei der Anfahrt und dem Rennen nichts anhaben. Ob 27 Grad an der Adria oder bis nahe am Gefrierpunkt in Schnee und Nebel am Monte Terminillo –die Teams erleben die gesamte Bandbreite des italienischen Klimas. Und fahren heute wie damals souverän zum Erfolg.
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75 Jahre BMW 328. PDF, DE, 150,97 KB
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BMW 328 Berlin-Rom Touring Roadster PDF, DE, 16,47 KB
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BMW 328 Kamm Rennlimousine (Replica) PDF, DE, 16,87 KB
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BMW 328 Mille Miglia Roadster PDF, DE, 16,55 KB
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BMW 328 PDF, DE, 16,55 KB
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BMW 328 Touring Coupé PDF, DE, 16,98 KB