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Ernst Jakob Henne: Eine Rennfahrer-Legende wird 100
Thu Feb 12 08:15:00 CET 2004 Pressemeldung
Schnellster Mann der Welt feiert seinen 100. Geburtstag auf Gran Canaria +++ Eröffnung Sonderausstellung im BMW Museum am 19. Februar
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Verena Koessner
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München. Sein Name steht in der BMW Geschichte in einer Reihe mit Georg
"Schorsch" Meier, Vater und Sohn Hans Stuck oder Nelson Piquet: Ernst Jakob
Henne, ein Ausnahme-Motorsportler, wird 100 Jahre alt. Auf zwei Rädern fuhr er
in den 30er Jahren reihenweise Geschwindigkeits-Weltrekorde ein, auf vier
Rädern gewann er internationale Rennen und Große Preise.
Die BMW Group Mobile Tradition ehrt den Rennfahrer, der Motorsportgeschichte
machte, mit einer Sonderausstellung im BMW Museum. Die Ausstellung wird am 19.
Februar eröffnet. Ab 20 Uhr ist der Einlass für Besucher frei. Geboten wird
neben der Eröffnung der Ausstellung, einem Film und Guter-Laune-Musik mit
Liveband auch ein Henne-typischer Imbiss: Leberkäs', Brez'n und Bier.
Seit 1923 Motorsportler
Ernst Jakob Henne wird am 22.02.1904 als viertes Kind des Sattlermeisters Jakob
Henne in Weiler bei Wangen im Allgäu geboren. Er wird früh Waise und wächst bei
einer Bauernfamilie auf. 1919 beginnt Henne eine Lehre zum
Kraftfahrzeugmechaniker und macht sich als Zweiradmechaniker selbstständig. Am
1. Juli 1923 verbindet Ernst Henne einen Sonntagsausflug mit dem Besuch eines
Motorradrennens. Er meldet sich kurz entschlossen und belegt prompt in der
Klasse bis 750 Kubikzentimeter den dritten Platz - Ernst Hennes Ehrgeiz ist
geweckt.
Im Herbst 1925 hat er beim Großen Preis von Monza seinen ersten großen
internationalen Auftritt, bei dem er in der 350-ccm-Klasse den sechsten Platz
belegt. Aufmerksamer Beobachter in Monza ist Rudolf Schleicher, Rennleiter bei
BMW, der Hennes Talent erkennt und ihn unter Vertrag nimmt. Seinen ersten
Sieg für BMW kann Ernst Henne am 2. Mai 1926 beim Karlsruher Wildparkrennen
erringen. Beim Eifelrennen belegt er nicht nur den Ersten Platz, er gewinnt
damit auch die Deutsche Meisterschaft, die in jenen Jahren noch in einem Rennen
entschieden wird.
Henne reiht Erfolg an Erfolg. Ende der 20er Jahre gilt er als einer der besten
und vielseitigsten Motorradfahrer in Deutschland. Er hat bei seinen
Renneinsätzen bewiesen, dass er von der Kurz- bis zur Langstrecke, vom Asphalt
bis zur Schotterpiste alle Disziplinen beherrscht. Auf der Suche nach neuen
Herausforderungen nimmt er Anfangs der 30er Jahre an den Internationalen
Sechstagefahrten teil. 1933, 1934 und 1935 gewinnt er mit der
Nationalmannschaft, ein reines BMW Team, die Mannschaftswertung.
1929: Henne ist schnellster Mann der Welt auf zwei Rädern
Aber Ernst Henne, dessen sportlicher Ehrgeiz ihn immer wieder an seine Grenzen
treibt, hat sich zum Ziel gesetzt, zumindest einmal noch einen ganz anderen
Rekord nach Deutschland zu holen: Den des schnellsten Motorradfahrers. Als
Henne mit seinem Rekordvorhaben bei Franz Josef Popp, dem Vorsitzenden des BMW
Vorstands, vorspricht, stimmt dieser zu. Ein bereits begonnener Kompressormotor
wird fertig entwickelt. Das Fahrgestell und die Verkleidung entstehen in Ernst
Hennes eigener Werkstatt.
Am 19. September 1929 ist es soweit: Ernst Henne geht mit einer
750-ccm-Kompressor BMW zum ersten Mal auf die Jagd nach dem Rekord. Der Versuch
glückt auf Anhieb: Acht Weltrekorde überbietet Ernst Henne an diesem Tag. Aber
nicht alle werden anerkannt. Der spektakulärste bleibt aber: Mit über 216 km/h
gehört Ernst Henne der Titel des schnellsten Motorradfahrers der Welt. Bereits
am 15. Oktober fährt er zudem die Klassenrekorde über den fliegenden Kilometer
in der 500er- und 750er-Klasse ein.
Es entbrennt ein Wettstreit mit anderen Fahrern, die Geschwindigkeiten werden
immer höher. 1932 erreicht Henne in Ungarn 246 km/h, 1935 auf der neuen
Autobahn bei Frankfurt 256 km/h, ein Jahr später mit vollverkleideter Maschine
272 km/h. Wegen der charakteristischen Form tauft der Volksmund Fahrer und
Motorrad bald auf "Henne und das Ei".
Die 30er Jahre: Sportwagenerfolg und "Ewiger Weltrekord"
1936 schreibt der Rennfahrer auch im Automobilsektor Renngeschichte. Beim
Eifelrennen pilotiert er den ersten BMW 328 Prototyp und gewinnt nicht nur die
Zwei-Liter-Klasse ohne Kompressor, mit einem Schnitt von 101,5 Kilometern
erzielt er die beste Zeit aller gestarteten Sportwagen. Am 16. Mai 1937 gewinnt
er mit dem BMW 328 den belgischen Grand Prix des Frontières in Chimay, zwei
Wochen später den Großen Preis von Bukarest. Am Morgen des 28. November 1937
schließlich setzt Henne den Schluss- und Höhepunkt seiner Karriere: Über den
fliegenden Kilometer erreicht er mit dem "Ei" 279 km/h, auf der Rückfahrt 280
km/h. Danach beendet Ernst Henne seine Rekordjagd, sein Titel hält fast 14
Jahre.
Nach dem Zweiten Weltkrieg baut Ernst Henne eine Vertragswerkstatt für
Mercedes-Benz Fahrzeuge auf und wird einer der größten Händler Deutschlands.
1991 gründet er mit einem beträchtlichen Teil seines Vermögens die
Ernst-Jakob-Henne-Stiftung. Aufgabe der Stiftung ist die Unterstützung von
Menschen, die schuldlos in Not geraten sind. Sein Unternehmen geht 1997 in der
DaimlerChrysler AG auf. Ernst Jakob Henne lebt seit 1996 mit seiner zweiten
Frau auf den Kanarischen Inseln, wo er am 22. Februar auch seinen Geburtstag
feiert.