WorldSBK Aragón: Großes Comeback und gefeierte Podiumsplätze.

Alcañiz. Zwei Rennwochenenden lang musste er nach seinem schweren Sturz in Magny-Cours (FRA) verletzt zuschauen, nun meldete sich Toprak Razgatlioglu (TUR) eindrucksvoll zurück. Der BMW Motorrad Werksfahrer gab bei der zehnten Runde der FIM Superbike World Championship (WorldSBK) 2024 im MotorLand Aragón (ESP) sein Comeback – auf der Strecke und auf dem Podium. Nachdem er in der Woche zuvor in Cremona (ITA) aufgrund eines milden Pneumothorax noch nicht wieder antreten konnte, präsentierte sich Razgatlioglu auf seiner BMW M 1000 RR des ROKiT BMW Motorrad WorldSBK Teams nun wieder gewohnt stark und fuhr in allen drei Rennen als Zweiter auf das Podium. Damit baute er seine Führung in der Fahrerweltmeisterschaft wieder aus und hat nun einen Vorsprung von 39 Punkten. Am Samstag gab es sogar ein Doppelpodium für die BMW Motorrad Motorsport Familie: Garrett Gerloff (USA) aus dem Bonovo action BMW Racing Team, in Spanien mit einem erneut starken Wochenende, wurde Dritter hinter Razgatlioglu.

Michael van der Mark (NED / ROKiT BMW Motorrad WorldSBK Team) und Scott Redding (GBR / Bonovo action BMW Racing Team) sammelten im MotorLand Aragón ebenfalls viele Punkte.

Rennen eins am Samstagnachmittag entwickelte sich zu einem echten Thriller – und endete mit dem ersten WorldSBK-Doppelpodium für BMW Motorrad Motorsport seit drei Jahren. Der Lauf musste in der ersten Runde aufgrund verschmutzter Strecke mit roter Flagge abgebrochen werden. Nach dem Neustart erlebten die knapp 28.000 Fans 17 Runden lang Rennaction, die sie nicht mehr auf den Sitzen hielt. An der Spitze kämpfte eine Gruppe beherzt um die Führung und die Podiumsplätze. Mittendrin Razgatlioglu, von Platz fünf gestartet, und van der Mark, der von Platz elf kam. Dieser fiel zur Rennmitte wieder etwas zurück, dafür mischte Gerloff nach einer tollen Aufholjagd nun mitten im Geschehen mit. Er war als Zehnter gestartet, lag nach neun Runden auf Rang drei und machte Jagd auf die Spitze. In den folgenden Umläufen wechselten sich Razgatlioglu und Gerloff auf Rang zwei ab und machten Druck auf den Führenden Andrea Iannone (ITA / Ducati). Nach einem Herzschlag-Finish stiegen Razgatlioglu als Zweiter und Gerloff als Dritter gemeinsam auf das Podium. Van der Mark wurde Neunter. Redding, der nach dem Start von der Strecke gedrückt wurde und als 17. aus der ersten Runde kam, arbeitete sich noch bis auf Position elf nach vorn.

Das Superpole Race am Sonntagvormittag war nicht minder spannend. Diesmal entbrannte an der Spitze ein Dreikampf, der bis ins Ziel ging. Razgatlioglu hatte sich in der zweiten von zehn Runden auf den zweiten Rang verbessert und kämpfte nun mit den beiden Ducati-Werksfahrern Nicolo Bulega (ITA) und Alvaro Bautista (ESP). Nach mehreren Führungswechseln fiel die Entscheidung erst ganz am Schluss, und Razgatlioglu sicherte sich als Zweiter seinen zweiten Podiumsplatz beim Comeback. Gerloff hatte sich zum Ziel gesetzt, nach vorn zu kommen und sich damit in der Startaufstellung für Rennen zwei zu verbessern. Dies gelang ihm mit Rang fünf bravourös. Van der Mark begeisterte mit einer Aufholjagd: Nach dem Start fand er sich nur auf dem 18. Rang wieder, doch er sah die Zielflagge zehn Plätze weiter vorn als Achter. Wie Razgatlioglu und Gerloff verbesserte sich damit auch er in der Startaufstellung. Redding sorgte für die vierte BMW M 1000 RR in den Top-10. Er verpasste den neunten Rang als Zehnter nur um zwei Zehntelsekunden.

Im zweiten Hauptrennen am Sonntagnachmittag sprinteten Bautista und Razgatlioglu dem Feld davon. Im Kampf um den Sieg fuhren sie mehrere Rundenrekorde, und Razgatlioglu klebte richtiggehend am Heck des Spaniers, auf seine Chance lauernd. Nur in der Schlussphase musste er etwas abreißen lassen, holte aber zum dritten Mal an seinem Comeback-Wochenende Rang zwei auf dem Podium. Gerloff mischte ebenfalls erneut im Kampf um die Podiumsplätze mit und wurde schließlich Fünfter. Auch van der Mark fuhr zu Beginn in der Spitzengruppe mit, er sah die Zielflagge nach 18 Runden auf Platz sieben. Für Redding stand zum Abschluss des Wochenendes Position elf zu Buche.

Der WorldSBK-Tross macht nun ein Wochenende Pause. Weiter geht es vom 11. bis 13. Oktober mit der vorletzten Saisonveranstaltung im portugiesischen Estoril, ehe nur eine Woche später in Jerez de la Frontera (ESP) das Finale ausgetragen wird.

Stimmen nach den Rennen im MotorLand Aragón.

Sven Blusch, Leiter BMW Motorrad Motorsport: „Es war wieder ein aufregendes Wochenende, das man definitiv mit dem Stichwort ‚Comeback‘ zusammenfassen kann. Man muss Toprak wirklich Respekt zollen, mit welcher mentalen Stärke er nach einem so schweren Unfall zurückgekommen ist. In meinen Augen ist ihm ein perfektes Wochenende gelungen, wenn man bedenkt, dass er gerade aus der Verletzungspause gekommen ist. Er hat viele Punkte gesammelt, hat seinen Punktevorsprung in jedem Rennen ausgebaut und war immer vor seinem Titelrivalen Nicolo Bulega. Ich denke, damit können wir sehr zufrieden sein. Nun sind wir bereit für die nächsten beiden Rennwochenenden. Auf Mickeys Seite der Box konnte man sehen, wie er im Laufe des Wochenendes immer besser mit dem Bike zurechtkam. Er hatte ein paar richtig gute Momente im Rennen, aber leider auch ein wenig Pech. Grundsätzlich konnte man aber sehen, dass die Pace da war.

Bei Garrett ist der Aufwärtstrend ganz klar erkennbar, er hatte ein sehr gutes Rennwochenende. Speziell der Samstag mit seinem Podium war super! Da muss man vor allem auch den harten, aber fairen Kampf mit Toprak hervorheben. Es war klasse zu sehen, wie die BMW Piloten auf der Strecke fair miteinander umgehen und damit gemeinsam das Beste für BMW herausholen. Scotts Wochenende war alles in allem besser als das vorherige. Er konnte ein paar bessere Platzierungen einfahren und bekommt weiterhin volle Unterstützung, um das Bike so gut es geht auf die Rennen einzustellen.

Unser Fazit ist: We are back! Der Meisterschaftskampf ist wieder voll entfacht, und wir gehen mit einem guten Punktepolster in die letzten beiden Rennwochenenden. Wir freuen uns auf Estoril!“

Toprak Razgatlioglu, ROKiT BMW Motorrad WorldSBK Team (SP: 5 / R01: 2 / SP Race: 2 / R02: 2): „Ich bin glücklich, weil ich an diesem Wochenende einen unglaublich guten Job gemacht und es genossen habe, wieder auf meinem Bike zu sitzen. Ich habe mehr als 100 Prozent gegeben. Das Superpole-Rennen heute hat wirklich Spaß gemacht, weil ich zum ersten Mal an diesem Wochenende das Gefühl hatte, dass das Bike wirklich gut war. Das Brems- und Lenkverhalten war so, wie ich es wollte, und das Gefühl war viel besser. Ich habe mit Bulega gekämpft und hatte nicht erwartet, dass Bautista in der Schikane angreifen würde. Wie auch immer, ich war sehr nah am Sieg. Alvaro ist hier immer sehr stark, aber nicht nur er, sondern alle Ducatis. Im zweiten Rennen habe ich wieder mein Bestes gegeben, um mit ihm zu kämpfen, aber in den letzten Runden begann mein Hinterreifen abzubauen, und in der Schlussphase hatten die Ducatis mehr Grip als die anderen Bikes. Und Alvaro hat wirklich hart gepusht, also dachte ich, okay, ich gebe mich mit dem zweiten Platz zufrieden, da es unmöglich war, ihn einzuholen. Besonders in den langen Kurven hatte er einen großen Vorteil. Er hat einen unglaublichen Job gemacht, es scheint, dass er sich zurückgemeldet hat. Ich freue mich für ihn. Jetzt haben wir noch zwei Runden, und ich werde mich nun auf Estoril konzentrieren: Ich muss dort gewinnen. Körperlich habe ich jetzt nur noch ein paar Muskelschmerzen, aber das ist normal nach dieser Zeit ohne Training. Vor allem das letzte Rennen war sehr hart, weil die Pace sehr hoch war und jeder hart gepusht hat. Auf dem Motorrad fühle ich mich gut, und ich brauche jetzt nur noch etwas Training. Wenn wir nach Estoril kommen, wird es viel besser sein, weil ich mich jeden Tag besser fühle. Insgesamt bin ich zufrieden. Wenn ich an Estoril denke: Vielleicht können wir dort Weltmeister werden, aber im Moment konzentriere ich mich nur darauf, dort zu gewinnen. Weil ich Estoril liebe, und nach vielen Siegen ist der zweite Platz für mich ein bisschen schwierig. Ich hoffe, dass wir in Estoril zurückkommen werden.“

Garrett Gerloff, Bonovo action BMW Racing Team (SP: 10 / R01: 3 / SP Race: 5 / R02: 5): „Das war wahrscheinlich mein bestes Wochenende seit Langem. Das ist definitiv sehr positiv. Ich bin dennoch ein bisschen enttäuscht, weil ich dachte, dass ich heute ein bisschen mehr Pace haben würde, um auf dem dritten Platz bleiben zu können. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mir im Vergleich zu Nicolo, Alvaro und Toprak ein bisschen das Tempo fehlte. Die drei waren heute einfach unglaublich schnell. Ich habe alles gegeben und hatte einen großartigen Kampf mit Iannone. Aber in der letzten Runde habe ich mich verschaltet, und das hat mir überhaupt nicht geholfen. Alles in allem war es ein super Wochenende, ich war immer in den Top-5, außer in der Superpole. Ich habe mich in den letzten Rennen auf dem Motorrad wirklich wohl gefühlt und hatte das Gefühl, dass ich richtig pushen kann. Alles, was ich brauchte, war, dass das Bike für mich vorhersehbar wird und ich ein bisschen übers Limit gehen kann. Viele Dinge in der Kombination aus mir, dem Motorrad und dem Team sind nun zusammengekommen, und das fühlt sich gut an. Jetzt freue ich mich auf Estoril. Ich denke, dass es für die BMWs eine gute Strecke ist, und ich mag sie sehr, denn sie hat einen großartigen Flow.“

Michael van der Mark, ROKiT BMW Motorrad WorldSBK Team (SP: 11 / R01: 9 / SP Race: 8 / R02: 7): „Das Wochenende hat ziemlich schwierig angefangen. Wir hatten am Freitag irgendwie zu kämpfen, aber am Samstag lief es schon viel besser. Die Superpole war in Ordnung. Ich denke, ich hätte eine etwas bessere Runde fahren können, aber P11 war nicht allzu schlecht. Im ersten Rennen hatte ich einen wirklich guten Start, aber leider konnte ich die Pace nicht halten und bin weit zurückgefallen. Das war schade, weil ich in ein paar schönen Duellen war. So habe ich das erste Rennen auf Platz neun beendet. Im Superpole-Rennen war mein Start okay, aber ich hatte zwei Überholmanöver, bei denen ich weit rausgekommen bin, ich bin fast von der Strecke abgekommen. Also musste ich von fast ganz hinten aufholen. Dass ich in den Top-10 gelandet bin, zeigt, dass ich eine gute Pace hatte. Es war zwar nicht schlecht, aber ich war ein bisschen verärgert, weil ich am Anfang viel Zeit verloren habe. Trotzdem war ich bereit für das zweite Rennen. Ich hatte einen fantastischen Start, hatte aber zu Beginn mit Problemen mit der Front des Bikes zu kämpfen. Deshalb konnte ich nicht wirklich mit den Fahrern vor mir mithalten. Nach ein paar Runden fand ich einen guten Rhythmus, konnte die Probleme umgehen  und hatte eine gute, gleichmäßige Pace. Ich war wirklich schnell unterwegs, sodass wir es geschafft haben, ein paar gute Punkte zu holen. Aber für Estoril wollen wir auf jeden Fall mehr.“

Scott Redding, Bonovo action BMW Racing Team (SP: 14 / R01: 11 / SP Race: 10 / R02: 11): „Mein Wochenende war ziemlich gut. Am Freitag und im Rennen am Samstag ein gutes Gefühl für das Bike zu entwickeln, hat mir Selbstvertrauen gegeben. Das Warm-up war ziemlich gut. Im Superpole-Rennen habe ich um den neunten Platz gekämpft, ihn aber knapp verfehlt. Trotzdem war ich mit dem zehnten Platz in diesem Moment zufrieden, auch wenn ich wirklich in die Top-9 wollte. Im zweiten Rennen hatte ich einen guten Start sowie eine saubere erste Runde und habe mich ziemlich gut gefühlt. Die Pace war am Nachmittag schneller, aber mir hat einfach etwas gefehlt. Nicht die Pace an sich, ich bin schnell, stark und konstant gefahren. Aber ich hatte einfach nicht das Tempo der Gruppe vor mir. Auch an diesem Wochenende hatte ich beim Überholen wieder etwas zu kämpfen, dass es mich und den anderen Fahrer nicht zu viel Zeit gekostet hat. Insgesamt bin ich zufrieden, denn als ich ins Event gestartet bin, dachte ich – wie wahrscheinlich auch alle anderen – dass es ein wirklich hartes Wochenende für mich werden würde. Ehrlich gesagt, habe ich erwartet, hier um den 15. Platz zu kämpfen, weil Aragón in der Vergangenheit sehr schwierig für mich war. Aber das Team und BMW haben einen guten Job gemacht und mir ein Paket zu geben, mit dem ich an diesem Wochenende Vertrauen aufbauen konnte, und ich habe hier in Aragón für mich akzeptable Ergebnisse erzielt. Jetzt kann ich nach Hause fahren und meinen Sohn sehen.“