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Vom Schrott zum Rohstoff: Förderprojekt Car2Car entwickelt Technologien für optimiertes Recycling von Altfahrzeugen.
Thu Apr 20 09:00:00 CEST 2023 Pressemeldung
+++ Konsortium aus Industrie und Wissenschaft unter der Leitung der BMW Group betreibt Grundlagenarbeit für Kreislaufwirtschaft im Automobilbau +++ Gesucht: Innovative Demontage- und intelligente Sortierverfahren zur Steigerung der Rückführungsquote für Aluminium, Stahl, Glas, Kupfer und Kunststoff +++ BMW Group will Sekundärmaterial-Anteil in der Fahrzeugproduktion auf 50 Prozent erhöhen und dabei zunehmend Post-Consumer-Materialien einsetzen +++
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Carolin Seidel
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München. Die BMW Group übernimmt die Leitung in einem
neuen Förderprojekt auf dem Gebiet der Kreislaufwirtschaft im
Automobilbau. Gemeinsam mit Vertretern der Verwertungsindustrie,
Rohstoffverarbeitern und der Wissenschaft arbeitet das Unternehmen
daran, die Qualität von Sekundärrohstoffen, die beim Recycling von
Altfahrzeugen gewonnen werden, zu steigern. Das vom Bundesministerium
für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen der Förderrichtlinie „Neue
Fahrzeug- und Systemtechnologien“ mit 6,4 Millionen Euro geförderte
Projekt trägt den Namen Car2Car und konzentriert sich auf die
Materialien Aluminium, Stahl, Glas, Kupfer und Kunststoff. Durch
innovative Demontage- und automatisierte Sortierverfahren soll es in
Zukunft möglich werden, die bei der Altfahrzeug-Verwertung anfallenden
Wertstoffe in deutlich höherem Umfang als bisher für den Einsatz in
der Produktion neuer Automobile nutzbar zu machen. Bestandteil des
Förderprojekts ist zudem eine durchgängige Bewertung sowohl der
ökologischen als auch der ökonomischen Auswirkungen eines
Closed-Loop-Recyclings der untersuchten Materialien.
Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für
Wirtschaft und Klimaschutz Michael Kellner: „Die
erfolgreiche Transformation der Fahrzeughersteller und Zulieferer ist
zentral für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Eine stärkere
Kreislaufwirtschaft, die Ressourcen schont und wiederverwertet, ist
ein wichtiger Schritt hin zur Klimaneutralität und sichert
gleichzeitig Lieferketten ab. Innovationsvorhaben in diesem Bereich
sind daher von großer Bedeutung. Die Förderung durch das
Bundeswirtschaftsministerium trägt dazu bei, die Abhängigkeit der
Automobilindustrie von Rohstoffimporten zu reduzieren und die
Versorgung der Wirtschaft mit Rohstoffen langfristig sicherzustellen,
um die industrielle Wertschöpfung zu stärken.“
Uwe Köhler, Leiter Entwicklung Karosserie, Exterieur und
Interieur, BMW Group: „Die BMW Group setzt konsequent auf
Technologie-Innovationen als Motor für mehr Nachhaltigkeit in allen
Bereichen der Wertschöpfungskette. Das in diesem Förderprojekt
gebündelte Knowhow der verschiedenen Partner hat das Potenzial, völlig
neue Lösungen für die Gewinnung von wertvollen Sekundärrohstoffen zu
erschließen. Dadurch wird es möglich, bereits in der Produktion
unserer Fahrzeuge natürliche Ressourcen zu schonen und CO2- Emissionen
zu reduzieren.“
Die BMW Group hat sich das Ziel gesetzt, den Anteil an
Sekundärmaterialien in den Neufahrzeugen ihrer Marken von derzeit rund
30 auf 50 Prozent zu erhöhen. Um diesen Fortschritt zu ermöglichen,
wird bereits beim Design neuer Modelle die Recyclingfähigkeit der
verwendeten Materialien berücksichtigt. Darüber hinaus ist es von
zentraler Bedeutung, die Verwertung von Fahrzeugen am Ende ihres
Produktlebenszyklus‘ neu zu gestalten. Die beim Recycling
wiedergewonnenen Rohstoffe können nur dann im Sinne einer
Kreislaufwirtschaft genutzt werden, wenn auch sie den hohen
Qualitätsstandards genügen, die von der BMW Group an Materialien für
Premium-Automobile gestellt werden.
Die BMW Group stellt im Rahmen des Förderprojekts 500
Altfahrzeuge zur Verfügung. Um ein repräsentatives Spektrum
abzudecken, werden verschiedene Modelle aus dem eigenen Bestand – von
MINI bis Rolls-Royce, mit Verbrennungsmotoren, Plug-in-Hybrid-Systemen
und vollelektrischem Antrieb – verwertet. Dabei liegt das Augenmerk
der Verbundpartner auf der Untersuchung von Aufwertungspotenzialen in
geschlossenen Fahrzeugmaterialströmen. Es soll evaluiert werden,
inwiefern eine Begrenzung der Stoffströme auf Fahrzeuge die Qualität
und Reinheit von Sekundärrohstoffen beeinflusst.
Künstliche Intelligenz als Enabler für effiziente
Kreislaufwirtschaft. Um möglichst viel der initial für die
Erzeugung eines Automobils aufgewendeten Wertschöpfung zu erhalten,
erarbeitet das Car2Car-Konsortium einen qualitativ, wirtschaftlich und
ökologisch optimalen Break-Even zwischen Demontage und
Post-Shredder-Technologie. Derzeit sind Verwertungsprozesse mit einem
hohen manuellen Arbeitsaufwand sowie mit Einbußen bei der
Materialreinheit verbunden und daher nur für die wenigsten
Fahrzeugkomponenten wirtschaftlich attraktiv. Car2Car soll fundierte
Empfehlungen für innovative Rahmenbedingungen liefern, damit
effiziente Kreislaufwirtschaft in Zukunft höhere Wertschöpfung
verspricht als das Festhalten an konventionellen, linearen
Prozessketten.
Der Einsatz digitaler Technologie und Künstlicher Intelligenz
kann bisher manuell ausgeführte Verwertungsabläufe in zunehmendem Maße
automatisieren und beschleunigen. So lässt sich der Demontageprozess
etwa durch Roboter-Technologie teil- oder sogar hochautomatisieren.
Die Integration von Systemen zur optischen sowie KI-unterstützten
Erkennung und Sortierung von Wertstoffen im Post-Shredder-Prozess
ermöglicht es, die Qualität und Reinheit der Materialien Aluminium,
Stahl, Glas, Kupfer und Kunststoff signifikant zu steigern.
Um dies zu erreichen, soll unter anderem eine Sensortechnik mit
KI-basierter Wertstofferkennung sowie weiteren spektroskopischen
Verfahren (zum Beispiel laserinduzierte Plasmaspektroskopie)
entwickelt werden, die unterschiedliche Stahl- und
Aluminiumlegierungen identifiziert. Auf diese Weise kann eine deutlich
höhere Sortenreinheit der gewonnenen Rohstoffe erzielt werden. Für
alle Materialien gilt, dass dadurch nicht nur die Menge der für die
Produktion neuer Automobile geeigneten Sekundärrohstoffe steigt,
sondern zugleich der Aufbereitungsaufwand, der erforderlich ist, um
aus Schrott wiederverwendbare Rohstoffe zu machen, deutlich geringer
ausfällt.
BMW Group engagiert sich in vielfältiger Weise auf dem Gebiet
der Kreislaufwirtschaft. Als einziger Automobilhersteller
und führender Partner im Förderprojekt Car2Car treibt die BMW Group
die Transformation zur Kreislaufwirtschaft konsequent voran. „Wir
stellen uns der Verantwortung und suchen mit einem holistischen Ansatz
nach konkreten Lösungen für einen effizienten Umgang mit Ressourcen“,
sagt Hilke Schaer, Projektleiterin bei der BMW Group. „Durch das
Zusammenspiel von Akteuren aus Industrie und Forschung werden im
Projekt Car2Car praxisnahe Innovationen geschaffen, aus denen
Skalierungspotentiale für die Zukunft hervorgehen."
Die BMW Group ist darüber hinaus auch federführend beim
Konsortialprojekt „Future Sustainable Car Materials“ (FSCM). Unter
ihrer Leitung arbeiten Forschungsinstitutionen und Unternehmen
gemeinsam an innovativen Prozessrouten und Materialkonzepten zur
nachhaltigen Nutzung von Sekundärmaterialien und zur Senkung des
CO2-Fußabdrucks von Rohstoffen wie Stahl oder Aluminium. Der Einsatz
von Sekundär-Aluminium ist ein Paradebeispiel dafür, wie die
konsequente Verwendung von Recyclingmaterial den Ausstoß von
Treibhausgasen reduziert.
Wertvolle Grundlagenarbeit leistet die BMW Group auch beim
konkreten Recycling von Fahrzeugen am Ende ihrer Nutzungsdauer. Das
Unternehmen ist der einzige Automobilhersteller, der seit dem Jahr
1994 über ein eigenes Recyclingcenter verfügt. Im Recycling- und
Demontagezentrum (RDZ) in Unterschleißheim bei München werden jährlich
bis zu 10000 Fahrzeuge verwertet. Die dabei entwickelten Erkenntnisse
und Lösungen werden nicht nur intern genutzt, sondern allen Akteuren
der Verwertungsbranche zugänglich gemacht.
Das Förderprojekt Car2Car setzt sich aus den folgenden
Verbundpartnern zusammen:
BMW AG
TU Bergakademie Freiberg, Institut MVTAT
TU
Bergakademie Freiberg, Institut IEST
TU Bergakademie Freiberg,
Institut IGT
Helmholtz-Institut Freiberg für
Ressourcentechnologie am HZDR
Technische Universität München,
Professur Circular Economy
Technische Universität München,
Lehrstuhl fml
Technische Universität München, Institut iwb
Scholz Recycling GmbH
STEINERT UniSort GmbH
thyssenkrupp Steel Europe AG
Salzgitter Mannesmann
Forschung GmbH
Aurubis AG
Novelis Deutschland GmbH
OETINGER Aluminium GmbH
Pilkington Automotive Deutschland GmbH