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Die Turbo-Pioniere kehren zu ihren Wurzeln zurück: Der neue BMW DTM-Motor im Vergleich mit seinem Ur-Vater von 1969.
Thu Apr 25 12:30:20 CEST 2019 Pressemeldung
BMW Turbo-Power im Motorsport ist eine Erfolgsgeschichte – und das seit 50 Jahren. 1969 sicherte sich BMW mit Dieter Quester (AUT) im BMW 2002 TI den Titel in der Tourenwagen-Europameisterschaft, leistete Pionierarbeit und schrieb damit schon damals Geschichte.
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München. BMW Turbo-Power im Motorsport ist eine
Erfolgsgeschichte – und das seit 50 Jahren. 1969 sicherte sich BMW
mit Dieter Quester (AUT) im BMW 2002 TI den Titel in der
Tourenwagen-Europameisterschaft, leistete Pionierarbeit und schrieb
damit schon damals Geschichte. Für den nötigen Vortrieb sorgte
damals der erste BMW Turbo im Rennsport mit der Typenbezeichnung
M121. Nach vielen weiteren BMW Turbo-Motoren wird beim
DTM-Saisonauftakt in Hockenheim (GER) Anfang Mai ein halbes
Jahrhundert später der komplett neu entwickelte BMW P48 Motor im BMW
M4 DTM nach Class-1-Reglement seine Premiere feiern. Die Zeiten
haben sich geändert, die herausragenden Eigenschaften des Motors
sind geblieben.
So haben die beiden Hochleistungsaggregate trotz der 50 Jahre,
die zwischen ihnen liegen, einige Gemeinsamkeiten: Beides sind
Vierzylinder-Reihenmotoren mit zwei Litern Hubraum und einem
Turbolader. Sowohl beim BMW M121 als auch beim P48 müssen die
empfindlichen Bauteile des Motors mit einem Hitzeschild vor der
Abwärme des Turboladers geschützt werden. Eine mechanische
Einspritzpumpe ist jeweils für die Versorgung des Motors mit
Kraftstoff verantwortlich.
Mehr als doppelt so viel Leistung bei deutlich niedrigerem
Verbrauch und signifikant erhöhter Laufzeit.
Kaum mehr
miteinander zu vergleichen sind jedoch die jeweiligen Werte für den
Druck, mit dem die Verbrennungsluft dem Motor zugeführt wird: Mit 0,98
bar Überdruck erreichten die Turbo-Rennmotoren der ersten Generation
ca. 280 PS bei 6.500 U/min. Das Abgasgebläse war zwar theoretisch in
der Lage, einen Ladedruck von 1,76 bar zu entwickeln, doch der Druck
im Zylinder wäre so gewaltig gewesen, dass sich der Zylinderkopf
angehoben hätte. Heute sind bei mehr als 600 PS Ladedrücke von bis zu
2,5 bar Überdruck möglich. Kurbelgehäuse und Zylinderkopf wurden in
einem speziellen Sandgussverfahren in der BMW Gießerei in Landshut hergestellt.
Bauteile wie Zündverteiler, Lüfter, Nasssumpf-Ölwanne oder ein
Überdruckventil sind mittlerweile aus dem Motor verschwunden. Ein
direktes Ladeluftrohr, das ohne Kühlung die verdichtete Luft zum Motor
führt, gibt es nicht mehr. Stattdessen verfügt der P48 über ein
ausgeklügeltes Trockensumpf-System. Das zur Schmierung im Motor
benötigte Öl wird ohne Ölpanschverluste sofort wieder abgesaugt.
Bestandteil dieses Systems ist auch der Öltank, der direkt am Motor
befestigt ist. Eine effiziente Ladeluftkühlung erlaubt ebenfalls die
Steigerung von Leistung und Wirkungsgrad.
Nebenaggregate wie Starter und Generator sind nicht mehr am
Motor, sondern am hinten liegenden Transaxle-Getriebe montiert. Am
Luftsammler hat kohlefaserverstärkter Kunststoff die alte
Schweiß-Guss-Konstruktion aus Aluminium ersetzt. Zudem wird die
Drosselklappe elektrisch und nicht mehr über ein mechanisches
Gasgestänge bewegt. Statt offener Zündkabel sind die elektrischen
Leitungen beim P48 in einer ebenfalls aus Karbon gefertigten
Kabelkanalhaube geschützt geführt.
Einer der effizientesten BMW Rennmotoren aller Zeiten.
Zu
den Schlüsselthemen rund um den P48 zählt sein ausgesprochen guter
Verbrauch. Da der erlaubte Benzinfluss durch das Reglement begrenzt
ist, bedeutet jede Kraftstoffeinsparung ein Mehr an Leistung und wurde
detailliert verfolgt. Im Vergleich zu seinem auch schon sehr
effizienten Vorgänger konnte der Motor so um fast 10 Prozent
effizienter werden, im Vergleich zum M121 von 1969 sogar um mehr als
50 Prozent. Dazu trug die von den BMW Serienmotoren bekannte
Hochdruck-Direkteinspritzung genauso bei wie eine in vielen
Simulationen und Versuchen erprobte Gemisch-Aufbereitung und
Verbrennung, die einen Betrieb im sogenannten „Magerbetrieb“ erlaubt.
Eine konsequente Minimierung der Reibungsverluste, wie z.B.
durch das erwähnte Ölsystem, und der Einsatz von hochwärmebeständigen
Komponenten, die keine Kühlung durch Kraftstoff benötigen, machen den
P48 zu einem der effizientesten BMW Rennmotoren aller Zeiten.
BMW Turbo-Motoren als Garanten für maximale
Sportlichkeit.
Dennoch braucht sich auch der Ur-Turbo von 1969 in
Sachen Performance in keiner Weise zu verstecken: Da die Entwickler
beim BMW 2002 TI den Hubraum nicht vergrößern durften, musste die
Leistung anders gesteigert werden. Der Motor saugte sein Gemisch nicht
mehr selber an, sondern es wurde ihm eingeblasen. Dazu diente der
Abgasturbolader. So wurde der BMW 2002 TI zu einem echten Sportler mit
einer Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. 1973 folgte mit dem BMW 2002
turbo dann das erste in Serie hergestellte deutsche Auto mit Abgasturbolader.
Nun wird in der DTM das nächste Kapitel der Turbo-Geschichte von
BMW im Motorsport aufgeschlagen. Mit dem Class-1-Reglement beginnt vor
allem technisch eine neue Ära. Die bisherigen V8-Aggregate werden
durch leistungsstärkere Vier-Zylinder-Turbomotoren abgelöst. Der Sound
der neuen Turbos ist großartig, die Leistung überzeugend. Seine
brillanteste Eigenschaft ist aber die Effizienz. Der Rumpfmotor der
neuen Turbo-Aggregate wiegt mit 85 Kilogramm beinahe nur die Hälfte
des Vorgängers. Das Leichtgewicht beeindruckt im Vergleich zu den
bisher verwendeten DTM-Motoren mit starken Zahlen: Hälfte des
Hubraums, höhere Leistung, niedrigerer Verbrauch.
Zahlen, Daten und Fakten zum neuen BMW P48 Motor.
Typ: P48, R4-Turbomotor mit Direkteinspritzung
Hubraum: 1.999 ccm
Gewicht: 85 kg (Basisgewicht laut Reglement)
Bohrung: zwischen 86 und 90 mm
Drehzahl: max. 9.500 U/min
Leistung: über 600 PS
Laufzeit: über 6.000 km (pro Saison)
Kraftstoffmengenbegrenzer: reglementbedingt 95 kg/h, während
Push-to-Pass-Funktion 100 kg/h
- Zylinderblock und Zylinderkopf in Aluminium-Guss aus der BMW
Gießerei Landshut
- Kurbelwelle in Stahl
- Vier Ventile je
Zylinder, über Schlepphebel betätigt
- Nockenwellen in Stahl,
über Zahnräder angetrieben
- Hochdruckdirekteinspritzung, wie bei
BMW Serienmotoren mit 350 bar
- Trockensumpfsystem
Trotz der signifikanten Leistungssteigerung um ca. 100 PS ist
das Aggregat auf Zuverlässigkeit und Langlebigkeit ausgelegt und hält
rund 6.000 Kilometer. Pro Fahrzeug dürfen in der Saison 1,5 Motoren
eingesetzt werden. Mit dem „Push-to-Pass“-System können 2019 für eine
Dauer von fünf Sekunden zusätzliche 5 kg/h Kraftstoff bereitgestellt
werden, was eine Leistungserhöhung von etwa 30 PS zur Folge hat.
Der Turbolader des P48 drückt 400 Liter Luft pro Sekunde in den
Motor – 3.500 Mal so viel, wie ein Mensch atmet. Die Kolben
beschleunigen von null auf 100 km/h in weniger als einer
Tausendstelsekunde – 1.200 Mal schneller als eine Mondrakete. Die
Wasserpumpe setzt in einer Stunde zirka 18.000 Liter um. Eine
Badewanne würde sich so in zirka 20 Sekunden füllen. Für die finale
Baugruppe des Motors, der aus etwa 2.000 Einzelteilen besteht, wurden
1.005 Zeichnungen angefertigt. Aneinandergelegt bedecken sie den Boden
einer 250 Quadratmeter großen Wohnung.
Mit dem BMW P48 und dem Class-1- Reglement bricht im
Tourenwagensport eine neue Ära an. Genauso wie sein Ur-Ahn aus dem
Jahr 1969. Der Turbo zündet – heute wie vor 50 Jahren.