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Smart Data Analytics: Die BMW Group setzt auf intelligente Nutzung von Produktionsdaten für effiziente Prozesse und Premiumqualität
Thu Aug 31 11:00:00 CEST 2017 Pressemeldung
Mehrwert von Datenanalysen für die kontinuierliche Verbesserung im Produktionssystem nimmt deutlich zu +++ Spürbare Verbesserung der Anlagenverfügbarkeit dank der vernetzten Produktion: jede gewonnene Minute bedeutet ein zusätzlich gebautes Fahrzeug +++ Intelligentes Datenmanagement erlaubt genauere Prognosen zu Verschleiß und garantiert gleichbleibend hohe Qualität - bei überschaubaren Kosten und Aufwand +++
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Andreas Hemmerle
BMW Group
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Andreas Hemmerle
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München. Bei der Produktion eines Automobils entstehen entlang der gesamten Wertschöpfungskette erhebliche Mengen an Daten. Die BMW Group analysiert in ihrem Digitalisierungsfeld Smart Data Analytics diese Daten zielgerichtet zur Weiterentwicklung ihres Produktionssystems. In allen Fertigungsbereichen und der Logistik leisten die Erkenntnisse aus intelligenten Datenanalysen einen wirksamen Beitrag zur Verbesserung der Qualität.
Datengetriebene Verbesserungen der Prozesse und Anlagen helfen, Durchlaufzeiten zu reduzieren und Kosten zu senken. Neue Lösungen entstehen in einer standortübergreifenden, zentralen Planung; viele Impulse kommen aber auch aus dem internationalen Produktionsnetzwerk. So kann die BMW Group auf eine Vielzahl von Innovationen zurückgreifen, die zusätzliche Spielräume eröffnen, die Produktion noch flexibler zu gestalten. Für die schnelle und einfache Anbindung der Vielzahl von Sensor- und Prozessdaten aus Produktion und Logistik setzt das Unternehmen auf eine zugriffsgeschützte Intranet-of-Things-Plattform. Smart Data Analytics bietet daher völlig neue Chancen, die weit über bisherige Analysemöglichkeiten hinausgehen. Die Geschwindigkeit, mit der sich neue Lösungen umsetzen lassen, erhöht sich deutlich. Gleichzeitig verringern sich der technische Aufwand und die Umsetzungskosten dank neuer IoT-Sensorik und Cloud- sowie Big-Data-Technologien.
Christian Patron, Leiter Innovationen und Digitalisierung im Produktionssystem: „Mit Smart Data Analytics setzen wir neue Maßstäbe in unserem Produktionssystem. Die Erfahrung unserer Mitarbeiter kombinieren wir mit den neuen Möglichkeiten, große Datenmengen effizient zu verarbeiten, um daraus präzise Prognosen abzuleiten und vorausschauend Prozesse zu optimieren. Dies beschleunigt die kontinuierliche Verbesserung des Produktionssystems nach den Grundprinzipien einer schlanken Produktion.“
Zahlreiche Anwendungsbeispiele aus verschiedenen Fertigungsbereichen belegen den Nutzen von Smart Data Analytics.
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Lasermarkierte Karosserieteile: Feinsteuerung der Pressen,
jederzeit verfolgbare Karosserieteile
Bis zu 40 Tonnen
schwere und rund drei Kilometer lange Stahlrollen, so genannte Coils,
werden im Presswerk zu Platinen zugeschnitten und anschließend zu
Karosserieteilen umgeformt. Doch nicht an jeder Stelle des Coils sind
Blechstärke, Blechfestigkeit, Beschaffenheit der Oberfläche oder der
Grad der Beölung gleich. Abweichungen vom Soll könnten bei besonders
belasteten Karosserieteilen zu Rissen während des Umformens führen.
Hier setzt eine Smart Data Analytics Anwendung im BMW Group Werk
Regensburg an. Sie markiert jede Platine per Laser mit einem
mehrstelligen Code, ihrer eigenen ID. Künftig ermöglicht diese ID eine
Feinjustierung der Pressen auf die Eigenschaften der Platine hin: Bei
Bedarf könnte die ID einen Steuerbefehl enthalten, der in der Presse
beispielsweise eine zusätzliche Beölung der Platine vor dem Umformen auslöst.
Dank eindeutiger Markierung ist die Platine jederzeit identifizierbar. Jedem Karosserieteil sind somit Informationen zugeordnet, die über alle folgenden Fertigungsschritte hinweg verfügbar bleiben. Für die Markierung bleibt die Platine in ihrer Fertigungsstraße, sie erhält ihre ID ohne jeglichen Taktzeitverlust. Die ID ist so gestaltet, dass sie im Karosseriebau sichtbar bleibt. Die Planungsspezialisten der BMW Group nutzen bereits die Weiterverfolgbarkeit aller Teile für die Optimierung mittels zusätzlicher Algorithmen. Beispielsweise können durch die Berücksichtigung der gemessenen Eigenschaften jedes einzelnen Karosserieteils die Spaltmaße der fertigen Karosserie weiter optimiert, oder der Lackauftrag noch besser auf die Oberfläche der einzelnen Karosserie abgestimmt werden. Schon heute zeigt die Feinjustierung der Pressenparameter auf die Eigenschaften der Platine hin deutlich Wirkung: Die Zahl der Ausschussteile sinkt deutlich, der Materialnutzungsgrad eines Coils steigt weiter. Für Fehleranalysen erforderliche Anlagenstillstände können reduziert werden.
Vorausschauende Instandhaltung von Robotern, Schweißwerkzeugen
und Antrieben im Karosseriebau
Besonders großes
Potential bieten Smart Data Analytics Anwendungen für die Erhöhung der
Verfügbarkeit von Produktionsanlagen und -maschinen in den
hochautomatisierten Fertigungsbereichen. Eine möglichst präzise
Vorhersage, wann ein Ausfall droht, hilft ungeplante
Anlagenstillstände weitgehend zu vermeiden. Auf Grundlage dieser
Prognose können die Mitarbeiter der Instandhaltung einen
Wartungseingriff gezielt planen, um dadurch Zeiten des
Anlagenstillstands auf ein absolutes Minimum zu begrenzen. Diese
sogenannte prädiktive Instandhaltung wird erst durch die intelligente
Analyse einer großen Zahl realer Produktionsdaten, Sensordaten oder
Prozessdaten möglich: Deren zielgerichtete Analyse erlaubt es, den
optimalen Zeitpunkt für den Wechsel von Verschleißteilen in der
Produktion zu bestimmen. Erfolgt dieser Wechsel zu spät, könnte ein
Produktionsstillstand drohen, erfolgt er zu früh, werden wertvolle
Ressourcen verschwendet. Die früher übliche, rein vorbeugende
Instandhaltung konnte sich mangels Datenbasis nicht am tatsächlichen
Verschleiß orientieren. Diese Methode erforderte eine Art
Sicherheitspolster für den Wechselzeitpunkt und konnte doch
unerwartete Ausfälle nicht erkennen.
Datenbasierte Lösungen zur prädiktiven Instandhaltung kommen an verschiedenen Stellen im Karosseriebau zum Einsatz. Sie ermöglichen die Vorhersage von entstehendem Getriebe- oder Bremsverschleiß von Robotern. An den Schweißzangen signalisieren Sensoren rechtzeitig, wann Fehler oder Qualitätsprobleme auftreten würden. Auch die Zuverlässigkeit elektrischer Antriebe verschiedenster Anlagen wie Lifts und Drehtische profitiert von einer engmaschigen Sensorüberwachung. Roboter und Steuerungstechnik sind von Haus aus mit der erforderlichen Sensorik ausgerüstet. Mitarbeiter der Instandhaltung ziehen aus diesen Daten Rückschlüsse zu Wartungsbedarfen. Bisherige Auswertungen zur prädiktiven Instandhaltung belegen klar ihren Nutzen für einen zuverlässigen Betrieb.
Online Prozessregelung: Noch stabilere Prozesse bürgen für
bestmögliche Qualität
Auf dem renommierten
Surcar-Kongress in Cannes erhielt die BMW Group den Prix de la
Technique 2017 für ihr Konzept zur umfassenden Digitalisierung ihrer
Lackiererei im neuen Werk San Luis Potosí. Dieses Werk wird 2019 die
Serienproduktion aufnehmen. Bereits heute überwachen in den
Lackierereien der BMW Group Sensoren permanent die automatisierten
Fertigungsprozesse. Intelligent vernetzte Systeme erhöhen die
Stabilität in den Prozessabläufen, ermöglichen eine prädiktive
(vorausschauende) Instandhaltung und sichern ein Höchstmaß an Qualität
für unsere Kunden. Die Online Prozessregelung kombiniert die Stärken
einer Algorithmen basierten Analyse großer Datenmengen mit der
Erfahrung der Mitarbeiter: Der Mensch kann seine Rolle als Gestalter
der Fertigungsprozesse noch besser ausfüllen, da die Technik reale
Produktionsdaten sortiert und bestmöglich vorstrukturiert.
Fehlerpotenziale können rechtzeitig erkannt und Nacharbeit vermieden werden.
Seit Mai 2017 setzt die BMW Group erstmalig eine vollautomatisierte Qualitätskontrolle im Werk München ein. Roboter scannen dabei die komplette äußere Fahrzeugoberfläche. Das System ist in der Lage, Fehler zu erkennen, die das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann. Die so gewonnenen Daten liefern außerdem wertvolle Rückschlüsse auf die Präzision vorgelagerter Lackierprozesse. Diese können somit laufend optimiert, Fehlerpotentiale rechtzeitig erkannt werden.
Schraubdatenanalyse: Hilft, noch zuverlässiger Fehler zu
vermeiden, bevor sie auftreten. Tausende Schraubverbindungen
profitieren
Schraubverbindungen sind in der
Automobilproduktion elementar. Jedes Fahrzeug hat mehrere hundert
Schraubverbindungen. Die BMW Group überwacht und analysiert sämtliche
Verschraubungen, die für die Sicherheit des Fahrzeugs von Bedeutung
sind. Grundsätzlich gilt: Schraubverbindungen, die den Sollvorgaben
nicht oder nur zum Teil entsprechen, können Nacharbeit verursachen. Im
Rahmen ihrer präventiven Qualitätsstrategie hat die BMW Group
Algorithmen entwickelt, die seit Juli 2017 in den Montagebereichen
aller Fahrzeugwerke Schraubverbindungen an über 3200 Anlagen
analysieren. Die Aufzeichnung der Schraubprozesskurven erfolgt während
des Verschraubens. Eine anschließende Analyse erlaubt präzise
Rückschlüsse auf die Qualität der Schraubverbindung. Das Programm kann
Fehlerarten erkennen und in einem Ursache-Wirkungs-Diagramm mögliche
Fehlerquellen aufzeigen. Diese Erkenntnisse setzt die BMW Group im
Sinne präventiver Qualitätsarbeit bei der Schulung und Qualifizierung
von Mitarbeitern um – ein Fehler, der nicht gemacht wurde, muss auch
nicht korrigiert werden. Zusätzlich kann ein Trainer an einer mobilen
Trainingsstation oder direkt am Arbeitsplatz Tipps zur
Fehlervermeidung geben.
Die Analyse der Schraubprozesskurven liefert auch wichtige Erkenntnisse für die systematische Überwachung von Schraubanlagen und Schraubparametern wie zum Beispiel den Anzugsdrehmomenten. Schnell umgesetzt, schaffen diese Erkenntnisse einen geschlossenen Regelkreis zur ständigen Verbesserung.
Eine rein manuelle Analyse von Schraubprozesskurven käme in vielen Fällen nur zu dem Ergebnis – ‚in Ordnung‘ oder ‚nicht in Ordnung‘, ohne Ursachen für Fehler zu erkennen oder Verbesserungspotentiale aufzuzeigen.
Prädiktive Instandhaltung für die Fördertechnik in der
Montage
Das Produktionssystem der BMW Group zeichnet
sich durch höchste Flexibilität aus: Auf seinen Montagelinien hat das
Unternehmen eine besonders hohe Vielfalt an Modellen und Varianten und
ist dennoch wettbewerbsfähig, wie unabhängige Benchmarks belegen. Im
Fertigungsbereich Montage kommt es daher ganz besonders auf eine
zuverlässige Fördertechnik an. Der Ausfall an einer Stelle könnte
einen Stillstand des gesamten Fertigungsbereichs verursachen.
In der Montage sind zahlreiche Förderanlagen nun mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet, die insbesondere Temperatur, Vibrationen und die elektrische Leistung überwachen. Zum Einsatz kommen Sensoren, deren günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis einen großflächigen Einsatz erlaubt. Die Daten dieser Sensorkits und weitere Prozessdaten übermitteln die Anlagen per Live-Stream in die BMW-Intranet-of-Things-Plattform, wo sie in Echtzeit visualisiert und analysiert werden. Lassen die Daten einen Trend zu Abweichungen oder Mustern aus vergangenen Ausfällen erkennen, meldet die Plattform dies den Mitarbeitern der Instandhaltung. Die Mitarbeiter können nun entscheiden, ob eines der Gehänge zur Wartung ausgeschleust werden sollte. Ein jahrelanger, zuverlässiger Betrieb der Fördertechnik ist somit gewährleistet.
Jede gewonnene Minute bedeutet ein zusätzliches
Fahrzeug
Christian Patron: „In der Automobilproduktion
zählt jede Sekunde. Ist ein Teil nicht rechtzeitig verfügbar oder hat
eine Anlage einen Defekt, führt dies schnell zu einer Verzögerung im
Produktionsprozess und die Wertschöpfungskette ist gestört. Der
intelligente Umgang mit Produktionsdaten sorgt für einen stabilen und
effizienten Prozess. Mit Smart Data Analytics sehen wir großes
Potenzial, Rückmeldungen unserer Kunden noch schneller in Entwicklung
und Produktion einfließen zu lassen.“
Bei der BMW Group unterstützt die Technik den Menschen. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Hier finden Sie die YouTube Playlist.