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Volker Doppelfeld übernimmt den Vorsitz des BMW Aufsichtsrats von Eberhard v. Kuenheim
Sat May 18 12:00:00 CET 99 Pressemeldung
Der Aufsichtsrat der BMW AG hat in seiner Sitzung im Anschluß an die Hauptversammlung am 18. Mai 1999 seinen neuen Vorsitzenden gewählt
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Torsten Julich
BMW Group
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Autor.
Torsten Julich
BMW Group
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
der Aufsichtsrat der BMW AG hat in seiner Sitzung im Anschluß an die
Hauptversammlung am 18. Mai 1999 seinen neuen Vorsitzenden gewählt.
In der Folge finden Sie eine Meldung hierzu sowie die entsprechenden
Lebensläufe.
Mit freundlichen Grüßen
Bayerische Motoren Werke Aktiengesellschaft
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Axel Obermüller
Wirtschaft und Unternehmen
Uwe Mahla
Wirtschaft und Unternehmen
Inlandspresse
Volker Doppelfeld übernimmt den Vorsitz des BMW Aufsichtsrats von Eberhard v.
Kuenheim
Der Aufsichtsrat der BMW AG hat in seiner heutigen Sitzung Volker Doppelfeld
(63) zu seinem neuen Vorsitzenden gewählt; er wird damit Nachfolger des
langjährigen Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden Eberhard v. Kuenheim
(70), der sich nicht zur Wiederwahl gestellt hatte. Doppelfeld war von 1981 bis
1998 im BMW Vorstand für das Ressort Finanz- und Betriebswirtschaft
verantwortlich und seit 1998 stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats.
Im Rahmen seiner Ausführungen vor der diesjährigen Jahreshauptversammlung der
BMW Aktionäre ging Prof. Joachim Milberg, der Vorstandsvorsitzende von BMW, mit
den Worten auf v. Kuenheims Verdienste um das Unternehmen ein: "Dieser heutige
Tag ist ein besonderer Tag in der Geschichte von BMW. Mit der heutigen
Hauptversammlung legen Sie, sehr verehrter Herr v. Kuenheim, Ihr Amt als
Vorsitzender des Aufsichtsrats nieder. Sie haben es seit fünf Jahren ausgeübt.
Jedoch verdankt Ihnen BMW eine Generation seiner Geschichte." Milberg weiter:
"Sie haben wie kein anderer den Charakter und die Kultur dieses Unternehmens
gestaltet und geprägt. Man kann sagen: Heute geht eine Ära zu Ende - die Ära
von Eberhard v. Kuenheim. Jedoch wird die Geschichte dies anders schreiben. Die
Geschichte wird Ihre herausragende Leistung würdigen. Sie sind ein Symbol für
den deutschen Unternehmer - Sie sind es weltweit. "Ihr" Unternehmen haben Sie
stets als Lehen gesehen. Sie haben es über 30 Jahre gepflegt und gemehrt."
Schließlich gab
Milberg die Gründung der Eberhard v. Kuenheim-Stiftung bekannt: "Der Zweck
dieser Stiftung, wird es sein, innovative und unkonventionelle Geschäftsideen
und Forschungsvorhaben zu fördern, die in Beziehung zu BMW stehen."
Die Bayerische Motoren Werke Aktiengesellschaft ist heute, nach dem Umsatz
gemessen, im Automobilgeschäft in der weltweiten Reihenfolge auf Platz 8 -
allein auf Europa bezogen auf Platz 3. In Deutschland zählt BMW - ebenfalls
umsatzbezogen - zu den zehn größten Industrieunternehmen. Zu danken hat das
Unternehmen diesen Rang seinem langjährigen Vorstands- und
Aufsichtsratsvorsitzenden Eberhard v. Kuenheim, der am 18. Mai 1999 aus dem
Aufsichtsrat der BMW AG und als dessen Vorsitzender ausscheidet.
Kuenheim, 1928 in Ostpreußen geboren, entstammt einer Familie, die dort seit
über einem Jahrtausend zuhause war. Nach Kriegsende ganz auf sich gestellt,
verdiente er sich sein Maschinenbaustudium als Fließbandarbeiter. Seit 1954 war
er Betriebs- und Verkaufsingenieur, später technischer Leiter der
Werkzeugmaschinenfabrik Max Müller in Hannover. 1965 wechselte er zu Harald
Quandt, wurde Direktor, 1968 Generalbevollmächtigter der Quandt-Gruppe und kurz
darauf zusätzlich stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Industriewerke
Karlsruhe Augsburg AG. Zum 1. Januar 1970 betraute der Aufsichtsrat ihn mit dem
Vorstandsvorsitz der BMW AG in München, deren Großaktionär Herbert Quandt war .
Kuenheim übernahm eine Firma, die sich noch zehn Jahre zuvor in kritischer Lage
befunden und nur aufgrund des finanziellen Engagements von Großaktionär Herbert
Quandt überlebt hatte. In der 23jährigen Amtszeit als BMW Vorstandsvorsitzender
entwickelte Kuenheim das damals noch rein deutsche Unternehmen von europäischer
Geltung zu einem Weltunternehmen. In seiner Verantwortung erreichte BMW als
technisch innovatives, wirtschaftlich starkes, weltweit erfolgreiches
Automobilunternehmen eine Spitzenposition. Nach Wachstum und Ertragskraft nimmt
BMW seit drei Jahrzehnten einen der vordersten Plätze ein.
Mitarbeiter, Öffentliche Hand und Eigentümer haben hiervon in hohem Maße
profitiert. Die Rendite von BMW Aktien entzog Spekulationen über
Eigentumsveränderungen stets den Boden. Die Zahl der Arbeitsplätze hat sich in
der Ära Kuenheim verdreifacht; zeitweise konnte BMW zwei Drittel aller neuen
Arbeitsplätze der deutschen Automobilindustrie schaffen. Ganze Landstriche - so
beispielhaft das früher strukturschwache Niederbayern - verdanken ihren
Wohlstand dem Wachstum von BMW. Zu den Standorten München und Berlin kamen in
Deutschland und Österreich sechs weitere Werke: in Landshut und Dingolfing, in
Regensburg und Wackersdorf, in Eisenach und Steyr. Eigene Werke entstanden in
Kuenheims Amtszeit auch in Südafrika und Nordamerika. Alle neuen Werke setzten
Maßstäbe für moderne Industriearchitektur. Tochtergesellschaften in allen
Schlüsselmärkten sichern die internationale BMW Position ab.
BMW verzeichnete unter seiner Führung von allen Automobilherstellern weltweit
das dynamischste Wachstum. Die Produktion erhöhte sich in seiner Zeit als
Vorstandsvorsitzender bei BMW Automobilen um das nahezu vierfache und bei BMW
Motorrädern um das dreifache. 1990 gelang zusätzlich der Wiedereinstieg in den
Industriezweig, dem das Unternehmen 1916 entstammte: den Flugtriebwerksbau.
Dazu wurde das Gemeinschaftsunternehmen BMW Rolls-Royce mit dem
traditionsreichen Triebwerkshersteller Rolls-Royce Plc. gegründet.
Der BMW Umsatz ist in Kuenheims Amtszeit 1970-1993 um das 17fache gestiegen:
1969 lag er noch bei 1,4 Mrd. DM - dies wird heute in etwa einer Woche
umgesetzt; 1993 hatte er 29 Mrd. DM erreicht. Seit Übernahme des
Aufsichtsratsvorsitzes ist er bis Ende 1998 weiter auf über 60 Mrd. DM
gewachsen - mehr als das 40fache wie 1969, dem Jahr vor Kuenheims Amtsantritt.
Der Ertrag stieg in diesem Zeitraum auf mehr als das 30fache; BMW ist neben
einem japanischen Hersteller das weltweit einzige Automobilunternehmen, das in
den letzten 35 Jahren stets ertragreich wirtschaften konnte.
Eberhard v. Kuenheim setzte Zeichen auf dem Kapital- und dem Personalmarkt, in
der Produktentwicklung und auf den Absatzmärkten. Schon früh leitete er Systeme
und Prozesse ein, die BMW schnelles und sicheres Handeln erlaubten. Für
flexibilisierte Arbeitsmärkte entwickelte BMW unter seiner Leitung mehr als
zweihundert Arbeitszeitmodelle. Heute ist das Unternehmen der beliebteste
deutsche Arbeitgeber und belegt in dieser Wertschätzung einen der vordersten
Rangplätze in Europa. Das in den 80er Jahren entstandene BMW Forschungs- und
Ingenieurzentrum in München plant technologische Zukunft. Kuenheims
Modellpolitik öffnete BMW den Weg in das Premiumsegment des Automobilbaus.
Seine Unternehmenspolitik machte BMW zum Unternehmen Mobilität.
Eberhard v. Kuenheim verstand es, ertragsorientierte Unternehmensführung mit
gesellschaftlichen Werten, mit dem Gemeinwohl in Einklang zu halten und dem
Standort Deutschland zu dienen. Noch am Tag vor der deutschen Einheit legte er
in Eisenach, der Wiege des BMW Automobilbaus, den Grundstein zum dortigen BMW
Werk. Es war der erste neue Industriebetrieb, der nach der deutschen Wende in
den neuen Bundesländern seine Fertigung aufnahm.
Sein Sachverstand ist in der Wirtschaft wie in Politik und Gesellschaft
gefragt. Er wurde in zahlreiche wirtschaftliche, politische und
wissenschaftliche Gremien berufen. So war Kuenheim langjähriger Präsident des
Landesverbandes der Bayerischen Industrie, Vorstands- und Präsidiumsmitglied
des Verbandes der deutschen Automobilindustrie und Gründungspräsident des
europäischen Automobilhersteller Verbandes ACEA.
Als Vizepräsident des Senats der Max-Planck-Gesellschaft fördert er die Rolle
der Wissenschaften in Deutschland. Den Stifterverband für die Deutsche
Wissenschaft berät er im Landeskuratorium Bayern. Aufgrund seiner Erfahrungen
wurde ihm eine Reihe von Aufsichtsratsmandaten übertragen, so in
internationalen Gremien wie dem European Advisory Board der New York Stock
Exchange. Zur Aufgabe der Führung in der Demokratie bezieht er nicht nur als
BMW Aufsichtsratsvorsitzender Stellung, sondern auch als
Kuratoriumsvorsitzender der Herbert Quandt Stiftung oder als Vorsitzender des
Vorstandes der Schule Schloß Salem.
Im Auftrag des bayerischen Staates errichtete BMW in den Jahren 1994-97 als
Bauherr auf dem neuen Campus der Technischen Universität München in Garching im
Norden von München das Fakultätsgebäude für Maschinenwesen. Ohne die Initiative
Kuenheims, auch bei der Kommission der Europäischen Gemeinschaft und ohne die
intensive Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staat - hätte dieses Vorhaben
nicht in so kurzer Zeit realisiert werden können. Zum Dank für sein Engagement
gab die TU München, dessen Ehrensenator Kuenheim ist, diesem innovativen
Zentrum des Maschinenwesens den Namen "Eberhard-von-Kuenheim-Bau".